Ihr seid alle auf der richtigen Spur. Es war ein Spiel in der ISPA-Bundesliga und ich hatte folgendes Blatt:
Wie ihr unschwer erkennen könnt, fehlte mir eine Übernahme. Deshalb der Plan, dass mein Mann - ein sehr guter Spieler - stechen sollte und dann über Herz den Angriff sucht. Der Plan scheiterte jedoch schon im Ansatz, da leider mein Mitspieler die Kreuz 7 führte. Ansonsten stimmt die Kartenverteilung: der AS hatte tatsächlich 7 Trumpf, Herz Ass, D und dazu die Karo D.
Ich fand das Spiel aber sehr lehrreich, da es einige interessante Diskussionspunkte liefert. Zum einen für das Gegenspiel, denn ich finde den Abstich absolut schlüssig. Allerdings ist er in der tatsächlichen Situation ohne Zeit zum längeren Nachdenken viel schwieriger als im "Reagenzglas" Forum, bei dem jeder schon ahnt, dass die vermeintlich naheliegende Spielweise wohl falsch ist. Ich gebe aber gerne zu, dass ich es meinem Mitspieler mit einer zackigen Kreuz 10 leichter gemacht hätte, wenn er Kreuz frei ist, zu stechen. Bin ich in dem Moment gar nicht drauf gekommen (peinlich, peinlich
).
Interessant ist es aber auch, wenn man mal das Vorgehen des AS spiegelt. Und dabei meine ich gar nicht mal, dass er sich offenkundig verrechnet hat, da er ja bei einem Pik mit 5 noch locker hätte reingucken können. Was mich viel mehr stört - bzw. als Gegenspieler freut - ist seine Sorglosigkeit gepaart mit einem Schuss Überheblichkeit.
Was in Gottes Namen soll diese dümmliche Sprungreizerei? Warum gibt er ohne Not gleich mit der dritten Reizstufe von 20 auf 40 preis, dass er über vier Bübchen verfügt? Zum einen verrät er freiwillig, dass ein Spielgewinn wohl nur über einen Abstich denkbar ist. Ein schwerer Fehler, bedenkt man, wie verwundbar sein Blatt im Falle eines Herz-Abstiches tatsächlich ist.
Und zum zweiten motiviert er Gegner, die - wie ich - hassen, wenn sie scheinbar genötigt werden sollen, möglichst zeitig zu passen, ihre Karte voll auszureizen, um nicht zu sagen, sie zu überziehen. Ich weiß nicht, ob ich bei normaler Reizweise nicht bei 50 aufgegeben hätte, denn bei 4 Bübchen in einer Hand ist mein Blatt zwingend auf eine gute Findung angewiesen, um nicht als Außenseiter mit äußerst kümmerlichen Gewinnaussichten dazustehen. So aber habe ich sogar kurz darüber nachgedacht, ob ich mit dieser Laus nicht noch bis 72 gehen soll.
Kann das in seinem Sinne sein? Bei 72 hätte er tatsächlich nur noch die Wahl gehabt, Hand zu spielen oder für einen dann allerdings auch zwingenden Grand reinzugucken (was, nebenbei bemerkt, m.E. die deutlich stärkere Variante ist). Ich finde es immer wieder bemerkenswert, wie wenig gerade mittelmäßige Spieler beim Skat oft genug die psychologischen Aspekte und die Tischdynamik beachten.
Beste Grüße vom Monsieur