Interessanter Fall, Kartenverrat im vorletzten Stich

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Interessanter Fall, Kartenverrat im vorletzten Stich

Beitragvon Eric » 6. Feb 2018 21:25

Mir wurde das Skat-Journal des LV 01 "zugespielt".

Dort wird, die entsprechenden Foristen haben es vielleicht gelesen, eine wie ich meine interessante Konstellation aufgeworfen.

Das Spiel ist noch nicht entschieden. Der AS spielt zum 9. Stich Kreuz-Ass aus. MH sticht und HH will für alle erkenntlich Kreuz-Dame zugeben. HH entscheidet sich jetzt aber für die Kreuz-Zehn. Der AS besteht auf Kartenverrat und will das Spiel gewonnen angeschrieben haben, die Gegenpartei ist damit nicht einverstanden.

Wie ist zu entscheiden ? Der AS hat sein Spiel verloren. ( Offensichtlich macht der 9. Stich für die Gegenpartei zu ).

Begründung : Der AS kann das Spiel nicht durch Kartenverrat gewinnen, da HH im vorletzten Stich keinen Kartenverrat mehr begehen kann.

Hab erst gestutzt, aber dann war es ja klar. Wie soll der GS in MH, der zum letzten Stich nur noch eine Karte vorspielen kann, einen Nutzen aus dem "zusätzlichen" Wissen schlagen ? Das geht nicht. Und wo kein Nutzen aus einem "Kartenverrat" im weitesten Sinne, gibt es keinen "Kartenverrat" im engeren Sinne.

Ich hätte mir nur gewünscht, aber das ist wohl ein Problem des begrenzten Platzes, dass man die Konstellation ausdrücklicher schildert. Das ganze geht ja nur, wenn der "verratende" GS im vorletzen Stich NACH seinem Partner kommt, sein Partner also zum Zeitpunkt des "Verrats" nur noch eine Karte führt ( = keine Alternative mehr ). Wären im geschilderten Fall die Positionen vertauscht, dürfte niemals so entschieden werden.
So ist das Skatspiel eben - manche Spiele verliert man, und manche gewinnen die anderen

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Re: Interessanter Fall, Kartenverrat im vorletzten Stich

Beitragvon marvin » 6. Feb 2018 22:40

Ich finde die Entscheidung gut, auch wenn es vermutlich nicht ganz leicht ist, sie mit dem Wortlaut der Skatordnung zu begründen. Aber: So wie der Fall geschildert wurde, ist HH zum Zeitpunkt des Sichtbarwerdens der Kreuz-Dame der einzige, der noch Einfluss auf das Spielgeschehen nehmen kann. Wenn er sich entschieden hat, welche Karte er in den 9. Stich legt, läuft der Rest automatisch ab. Insofern ist es für den Spielausgang völlig unerheblich, ob zu diesem Zeitpunkt etwas verfrüht die 10. Karte von HH sichtbar wird oder nicht.
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Re: Interessanter Fall, Kartenverrat im vorletzten Stich

Beitragvon ohne11 » 6. Feb 2018 22:48

Ich finde den Fall interessant und persönlich auch gut entschieden. Allerdings habe ich eine Frage : wenn die Entscheidung damit begründet wird, dass MH sich eh nicht mehr entscheiden kann, da er nur noch eine Karte hat, was ist denn dann wenn das ganze im 8. Stich oder eher passiert und MH dennoch keine Möglichkeit hat, seine Entscheidung davon abhängig zu machen? ZB MH hat nur noch 2 Alte in der Hand?
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Re: Interessanter Fall, Kartenverrat im vorletzten Stich

Beitragvon Eric » 10. Feb 2018 19:29

Klar, so eine, logisch gesehen absolut richtige Entscheidung, stösst natürlich immer neue Türen auf.

Die Frage ist eben, mache ich die Frage, ob etwas Kartenverrat ist, an der Theorie fest, und nach der Theorie ( Logik ) kann es in der geschilderten Konstellation ( vorletzter Stich, Verräter nach seinem Partner ) völlig unabhängig von allen anderen Faktoren keinen Nutzen mehr geben kann.

In anderen Situationen ( z.B. im deinem Beispiel ohne11 ) ist es eben vom Kartenstand abhängig, müsste also stete im Einzelfall geprüft werden. Ich glaube dass will sich niemand antun, weil das würde bedeuten, dass Karten, von denen jeder Spieler am Tisch, der den Spielverlauf aufmerksam verfolgt hat weiß, wo sie abgebliben ist, keinen Karterverrat mehr darstellen könnten..... schwerer Nachweis.

Das ist ähnlich wie bei Thema mit dem nennen "allgemein bekannter Fakten" wie "der AS hat übernommen" , "unser Stich" o.Ä. - wo zieht man die Grenze.
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