Ich möchte zu den hier angesprochenen Themen/Problemen auch noch einmal drei Thesen anführen, die meiner spärlichen Lebenserfahrung entspringen:
1. Diejenigen, die am meisten verändern würden, sind meistens diejenigen, die am wenigsten zu verlieren haben. Sprich: Wer bereits "Amtsträger" ist und seinen Posten liebt und behalten will, sieht sich bereits diversen Zwängen ausgesetzt, die sinnvolle Reformen zumindest erschweren. Da es den meisten Funktionären so geht, kann man leider nicht viel von ihnen erwarten. Wer will schon charakterstark sein, wenn er dadurch nur Nachteile erleidet? Das heißt, man müsste schon alle wichtigen Funktionäre einzeln von den eigenen Plänen überzeugen oder in mühsamer Arbeit seinen Leuten bzw. sich selbst die entsprechenden Posten verschaffen. Allein geht es schließlich nicht.
2. Um auferstehen zu können, muss man erst einmal sterben. Große Veränderungen sind meistens erst dann möglich, wenn eine Gemeinschaft/Gesellschaft mit ihrem Verhalten und ihrer "Lebensweise" so richtig auf die Schnauze geflogen ist. Woran das liegt, siehe unter 1. Sobald also Skat nur noch ein Spiel für überalterte Außenseiter ist, folgt bestimmt flächendeckend die Einsicht, dass sich etwas ändern muss. Hoffentlich gibt es dann noch jemanden, der die Änderungen umsetzen kann und möchte...
3. So wie man die Skatspielmechaniken mit der Zeit vertieft lernt, so lernt man mit der Zeit auch immer mehr Regeldetails. Einem Anfänger beizubringen, dass das Internationale Skatgericht dieses und jenes entschieden hat (und warum die Entscheidung womöglich falsch ist), ist absolut kontraproduktiv. Weder interessiert so etwas den Anfänger noch zieht er daraus einen Nutzen. Deswegen kommt vertiefte Regelkenntnis (am besten) erst mit vertiefter Spielkenntnis. Meine Freunde, die privat ab und zu Skat spielen, interessieren sich nicht weiter für die Skatregeln. Aber wer im Verein und/oder auf Turnieren mitspielen will, kommt nicht umhin, gewisse Regeln zu beherrschen. Ob man dann noch Skatgerichtsentscheidung xy kennen und diskutieren muss, bleibt jedem selbst überlassen. Bei Interesse schadet es sicher nicht, aber es ist noch keiner gestorben, weil er sich nicht damit befasst hat oder aufgrund von Frustration/Resignation nicht mehr damit befassen will (d. h. gut Blatt für deine weitere Skatkarriere, Karlzberg
). Immerhin kommt es - wenn überhaupt - nur ganz selten vor, dass man bei einem Turnier davon profitiert, eine bestimmte Skatgerichtsentscheidung zu kennen. Was in der ISkO steht, weiß man ohnehin, und bei allem, was darüber hinaus so anfällt, weiß sicher (bzw. hoffentlich) der Schiedsrichter Bescheid. Davon abgesehen muss man auch einmal eingestehen, dass die Skatregeln so schlecht auch nicht sind. Sicher, sie könnten besser sein, und vor allem ist nicht jedes Skatgerichtsurteil mit den Regeln in Einklang zu bringen, aber im Großen und Ganzen funktioniert das System. Ich zumindest kenne keine Skatrunde, die wegen lauter Regelstreitigkeiten nicht mehr zum Skatspielen kommt.