Persönlicher Bericht von der ISPA DM

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Persönlicher Bericht von der ISPA DM

Beitragvon MonsieurL » 4. Jun 2014 22:06

Hallo ihr Lieben,

bevor ich in den Bericht von der Deutschen in Magdeburg einsteige, möchte ich erwähnen, dass ich in der Hauptstadt Sachsen-Anhalts das Vergnügen hatte, nach Carpe drei weitere Mitglieder des Forums persönlich kennenzulernen. ThomAss und ich hatten uns letztes Jahr in Köln zwar schon gegenseitig gratuliert (seine Kiepenkerle hatten uns vom Team Euroskat.com natürlich im Würgegriff :) ), wussten aber nicht, wer wer war. Dieses Jahr stellten seine Mannschaftskameraden uns einander vor. Und wie es der Zufall will, stand ein weiteres Mitglied im Forum gerade dabei und outete sich ebenfalls. Sir Winfried hat zwar seit einigen Jahren das Schreiben eingestellt (schade eigentlich), ist aber immer noch eifriger und nach eigenem Bekunden begeisterter Leser. Schade nur, dass in der Pause zwischen zwei Serien zu wenig Zeit blieb, ein vertieftes Gespräch zu führen.

Bereits zwei Tage vorher sprach mich eine nette Dame mit dem Namen Steffi auf ihrem Shirt an. Ich gebe zu, dass ich etwas auf dem Schlauch stand und nicht darauf kam, dass es sich um Taronga handelte. Ich hatte allerdings vor der Abreise nicht mehr lesen können, dass sich Steffi auch für Magdeburg angekündigt hatte und hoffe daher auf Absolution. :) Auch unser Gespräch war nur kurz, gefreut hats mich dennoch, dem anonymen Nick jetzt ein sympathisches Gesicht zuordnen zu können. Die Gelegenheit wird jedoch bestimmt kommen, mit allen dreien den Kontakt ein wenig zu vertiefen.

Nun zum (persönlich eingefärbten) Bericht. Zunächst mal ist es mir eine große Freude, meinem Zweitverein, den Euroskatern, bei dem ich nach vielen aktiven Jahren noch immer passives Mitglied bin, zum Gewinn des Meistertitels in der Königsklasse gratulieren zu dürfen. Nach einigen mageren Jahren haben sie in Magdeburg zum dritten Mal zum großen Schlag ausgeholt. Und das deutete sich schon am Mittwoch, dem Tag vor Turnierbeginn, an. Es regnete nämlich und Regen ist Euroskater-Wetter. Schon bei den Triumpfen in Bad Wiessee 2004 und in Duisburg 2007 war die DM vollkommen verregnet. Da passten die vielen feuchten Augen, in die ich bei meiner Gratulationskur blickte, wunderbar ins Bild. Liebe Euroskater, ihr habt eine überragende Meisterschaft gespielt und euch den Erfolg redlich verdient. Respekt und Anerkennung, es gibt nicht viele Vereine, die sich schon drei Mal den Titel sichern konnten.

Für unsere Mannschaft drohte die Meisterschaft zum Desaster zu werden. Nach zwei Serien lagen wir mit 2/10 Wertungspunkten auf dem viertletzten Platz. Und das mit jeweils nur 7 Platten in beiden Runden (für die DSkV-Spieler, die sich in der ISPA nicht auskennen, sei angemerkt, dass bei der Meisterschaft mit 8er Mannschaften plus 2 Auswechsler gespielt wird). Wir waren also fast durchgängig komplett kartentot. Doch was anschließend passierte, war schon bemerkenswert. Obwohl alle deprimiert waren - schließlich sind wir mit großen Hoffnungen ins Turnier gegangen - ist die Mannschaft nicht mal im Ansatz zerfallen oder hat begonnen, nun Larifari zu spielen.

Im Gegenteil, es machte sich erkennbar eine "Jetzt erst recht"-Stimmung breit und wir setzten zu einer beachtlichen Aufholjagd an. Hätten wir nicht in der fünften Serie um 37 Punkte das 6/0 verpasst (ich will jedoch nicht verschweigen, dass wir in dieser Serie auch nur 28 Punkte Vorsprung auf die Dritten hatten), wäre sie mit 24/0 Wertungspunkten belohnt worden, was uns noch auf den zweiten Platz gehievt hätte. Okay, ich gebe zu, das ist eine Milchmädchenrechnung, denn dann wären wir in der letzten Runde auf andere Gegner getroffen und hätten andere Karten bekommen.

Aber es ist wie es ist. Am Ende waren wir so Fünfter. Vor dem Turnier wären wir mit dieser Platzierung vermutlich halbwegs zufrieden gewesen, nach diesem Verlauf aber waren wir zwar ein wenig traurig, vorallem jedoch stolz. :naja: Für mehr hat uns das Quäntchen Glück gefehlt, aber die Mannschaft hat im Misserfolg wahrlich Charakter gezeigt. Keiner hat nach zwei Serien irgendwen angemacht, niemand hat den Kopf in den Sand gesteckt, alle haben bis zur letzten Patrone alles gegeben. Und so eine Einstellung wird eines Tages belohnt werden, davon bin ich fest überzeugt.

Für mich persönlich war diese Mannschaftsmeisterschaft sogar eine Riesengenugtuung. In fünfeinhalb Listen habe ich nur ein einziges Spiel verloren, was mir bis dahin in ca 20 Jahren noch nie auch nur im Ansatz geglückt ist. Als Einwechsler in der ersten Runde gestartet, gewann ich die zweite Listenhälfte, lies einen zweiten und einen dritten Platz folgen, um dann am zweiten Tag richtig durchzustarten. Mit drei mal 11/0 gewann ich alle Tische deutlich. Schade nur, dass bis auf einen keiner meiner Mannschaftskameraden einen ähnlichen Lauf hatte.

In der Einzel brach dieser Lauf zunächst jedoch ab. Nach zwei Listen lag ich mit knapp 2000 Punkten im absoluten Niemandsland. Dann aber setzte eine Bubenschwämme ein. In der dritten Liste stand ich bei Spiel 16 auf 6/0 mit über 450 Geschriebenen und vier Fabianen. Doch dann kam die erste Rauchpause und die sollte fatale Auswirkungen haben. Mitten in diesem Turbolauf bekam ich in HH folgendes Blatt ausgeteilt:
kabu kras kr10 kr07 pias pi10 pida heas he10 ka08
MH ging bei 40 passen und im Skat fand ich den absoluten SuperGAU: klheda klka07 . Grand ohne drei nach rechts und was folgte, war klar: die nächsten drei Kästchen machte ich Pause, der Lauf war Geschichte. Am Ende konnte ich mich noch auf ca 1370 retten, aber irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass da mehr drin gewesen wäre. :sauer:

Jetzt aber ging der Lauf erst richtig los. Ich kann mich nicht erinnern, schon mal so dicke Karten wie in der ersten Hälfte der vierten Liste bekommen zu haben. Ich glaube, ich fand vier mal zwei Buben im Stock, hatte einen 168er, zwei 144er und einen 120er, und das waren beileibe nicht die einzigen Qualitätsspiele. Zur Halbzeit fehlten mir so nur wenige Punkte an 1400. In diesem Tempo ging es zwar nicht weiter, aber 1975 Pkte. wurden es dennoch. Platz drei in der Serie, das erste sichere Geld, und auf einmal war ein - die Spitzenpositionen betreffend - schon weitgehend abgeharktes Turnier für mich wieder richtig spannend.

Am Ende des Tages war ich 12. und hatte ungefähr 600 Pkte. Rückstand auf den Führenden, meinen hochgeschätzten Freund Thomas Born. Da schmeckte das gemeinsame Abendessen mit einigen Mannschaftskameraden und Thomas, der sich uns anschloss, besonders gut. :D Der Nachteil war jedoch, dass die eigentlich fast schon obligatorische Sause ausfallen musste, denn ich hatte mir vorgenommen, den Fluch der fünften Serie, die mich schon diverse Male von einer Topplatzierung fern gehalten hatte, endlich zu besiegen.

Doch danach sah es zunächst nicht aus. Nach sieben Spielen der fünften Serie hatten wir 5 Platte und ein Eingepasstes. Ich stand zwar 0/0, aber nach einem Tisch, an dem Meister gekürt werden, sah das nun wirklich nicht aus. Doch dann begann es allmählich, für mich besser zu laufen. Die drei Kollegen blieben zunächst in der Mülltonne stecken und ich bekam einige ordentliche Spiele, so dass ich bei Spiel 32 7/0 stand und knapp 900 Punkte hatte. Die zweite Zigarette aber war wieder vergiftet. :?

Die nächsten drei Kästchen konnte ich nicht einmal 18 sagen und Daniel Schäfer, ein excellenter und sehr sympathischer Spieler, war durch zwei Geschenke (ein eindeutiges und eins, was zwar schwer war, aber was ich wohl auf meine Kappe nehmen muss) deutlich an mir vorbeigezogen. Im letzten Kästchen reizte ich dann zwar alle drei Spiele, bekam aber nur das letzte (von den anderen beiden hätte ich auch nur eins gewonnen). Das Ergebnis war, dass ich mit 989 Pkte. zwar den Fluch besiegt hatte, aber eben auch nur auf der Stelle trat. Ich fand mich auf Platz 17 wieder.

Bevor ich zur letzten Serie komme, sei noch eine nette Geschichte am Rande erwähnt. Seit 1998, der WM in Mallorca, spiele ich mit Markus Bohn, den ich dort kennenlernen durfte, regelmäßig eine 50 € Wette aus, wer bei der Deutschen vor dem anderen liegt. Diese hatte ich in diesem Jahr eigentlich fast schon als gewonnen verbucht, da Markus nach vier Serien knapp 800 Punkte zurücklag. Doch weit gefehlt, wer setzt sich an Tisch 5 direkt in meine Vorhand? Besagter Markus Bohn. Mein Vorsprung war bis auf 8 Pkte. eingedampft. Wir hatten also das Vergnügen, erstmals unsere Wette im direkten Duell auszuspielen, und ich hatte schon öfter die Erfahrung gemacht, dass Markus ein harter Knochen ist, der die Kohle bestimmt nicht freiwillig rausrücken würde. :evil: :gruebel:

Zunächst aber hatte er keinen Pfeil im Köcher, denn ich startete wieder richtig durch. Nach zweieinhalb Kästchen stand ich 4/0 mit 288 Klaren und bekam schon drei Faller ran, die alle von Platz drei gespielt waren, einem Verrückten, der sich am Ende mit 10/8 fast noch aus dem Geld geschossen hätte, was er, wenn er nicht angetreten wäre, schon sicher gehabt hätte. Manchmal trifft man eben auch an den vorderen Tischen noch auf Balla Balla-Spieler, die nicht mal mitkriegen, wenn der Gong direkt neben ihrem Ohr schlägt.

Doch dann kam mein zweites Schlüsselspiel. Ich beschreibe es jetzt hier nicht, werde es aber in Kürze im Forum zur Diskussion stellen. Die Formulierung aber macht schon deutlich, dass ich es verloren habe, und damit war auch dieser Lauf abrupt beendet. Immerhin aber hielt ich mich bis zur zweiten Rauchpause (die allerdings ausfallen musste, da der Depp an Platz drei für jede Karte ne halbe Stunde brauchte :aerger: :wall: ) als Tischzweiter souverän vor Markus, der überhaupt nichts bekam. Das aber änderte sich im neunten Kästchen schlagartig. Denn wie aus dem Nichts bekam der Gutste in direkter Folge einen 144er und einen 120er und war prompt vor mir. Ein Stehaufmännchen ist nichts dagegen. :wecker: :jump:

Doch es sollte sich nur als kurzes Zwischenhoch herausstellen. Anschließend setzte ich zu einem kleinen Endspurt an und er verlor noch zwei Spiele. Lieber Markus, es war einfach nicht Deine Liste. :cry: Bei mir kamen noch 1090 raus, was letztendlich für Platz 15 reichen sollte. Meine bis dato beste Platzierung bei einer Deutschen (und immerhin 12 Plätze besser als im Vorjahr :wink: ). Meine Freude, endlich mal den Sprung unter die besten 20 geschafft zu haben, war letztendlich groß und ich kann mich weiß Gott nicht über die Karten beklagen, die ich in Magdeburg bekam. Aber ein gaaanz klein bisserl Wehmut war auch dabei, das will ich nicht verhehlen. Denn bei Gewinn meiner beiden Schlüsselspiele hätte die Punktzahl für den Meistertitel gelangt ...

Ich schulde euch jedoch noch die Auflösung, was mein Kumpel Thomas ganz vorne noch gerissen hat. In der vorletzten Runde musste er sich mit 4/0 durchhungern, konnte aber dank seines vorzüglichen Gegenspiels den ersten Platz noch knapp behaupten. Am Ende aber fehlten ihm, wenn ich mich richtig erinnere, ganze 14 Pkte. für den Meistertitel. Ein Super-Erfolg, aber es ist sehr, sehr schade, dass es letztlich doch nicht ganz für den Sieg gelangt hat. Den holte sich letztlich Deni Lazicic, ein zweifellos auch herausragender Spieler, der ihn spielerisch sicher auch verdient hat. Betrachtet man es aber von der menschlichen Seite her, hat die Deutsche sicher nicht den Ausgang genommen, den diese rundum gelungene und sehr gut organisierte Meisterschaft verdient hätte.

Liebe Grüße vom Monsieur
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Re: Persönlicher Bericht von der ISPA DM

Beitragvon Der Pate 39 » 6. Jun 2014 13:52

Hi Matthias,
erstmal HGW zum 15. Platz, eine tolle Leistung.
Auch deinen Bericht finde ich echt super, nur der letzte Satz macht mich ein wenig nachdenklich....
Nur der HSV!!!!!!!!!
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Re: Persönlicher Bericht von der ISPA DM

Beitragvon MonsieurL » 6. Jun 2014 18:15

Vielen Dank, Pate. :) Ich weiß nicht, ob DEIN letzter Satz ironisch gemeint ist :wink: , aber egal wie Du es meinst, ich will nicht verhehlen, dass meine Sympathien bezüglich verschiedener Skatspieler nicht gleich verteilt sind. Ein Sieger verdient Respekt, den ich ihm ob seiner Leistung auch gezollt habe. Mögen muss ich ihn deshalb nicht und bei einem persönlicher Bericht sehe ich mich nicht verpflichtet, die journalistische Neutralität zu wahren. Hätte ich einen Bericht für eine Skatzeitschrift verfasst, wäre ein solcher Satz sicher nicht vorgekommen. Dennoch gebe ich Dir nach nochmaligem Lesen recht, dass die allgemeine Formulierung, die Meisterschaft hätte einen anderen Sieger verdient, unangebracht ist. Ich nehme sie hiermit zurück und bedaure meine vorlaute Klappe. :oops:
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Re: Persönlicher Bericht von der ISPA DM

Beitragvon Skat Amateur » 16. Dez 2014 17:09

Hi, ich finde den Text den du da geschrieben hast auch super. War angenehm zu lesen. Gruß Micha
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Re: Persönlicher Bericht von der ISPA DM

Beitragvon joker00765 » 22. Apr 2015 14:05

Hallo Matthias , auch ich fand deinen Beitrag wirklich gut, nur ob du deine "Entschuldigung" wirklich ernst meinst bezweifel ich recht stark.Mit deinen letzten 2 Sätzen hast du für mich deinen rhethorisch hervorragenden und auch lustigen Beitrag in die Tonne gehauen.das war absolut unpassend.Ich hab Deni mehrmals als netten Kerl kennengelernt,
+
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Re: Persönlicher Bericht von der ISPA DM

Beitragvon MonsieurL » 23. Apr 2015 04:55

Hi Uwe,

wenn Du Deni nett findest, ist das so und sei Dir das unbenommen. :) Ich hab - unabhängig von meiner Einstellung zu dem Herrn - mit meinem letzten Satz ins Klo gegriffen. Dafür hab ich (per PN) zurecht auf die Fresse bekommen. Aber mehr als meine Einsicht hier öffentlich klar zu stellen, kann ich nicht tun. Ob Du mir nun glaubst oder nicht, liegt nicht in meiner Hand. Die Gedanken sind bekanntlich frei ...

Nur eine Kleinigkeit dazu: Wir sind uns einmal persönlich begegnet und haben ein paar wenige Male miteinander telefoniert. Findest Du das ausreichend, um Dir eine Meinung zu bilden, was ich ernst meine und was nicht? :wink:
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Re: Persönlicher Bericht von der ISPA DM

Beitragvon joker00765 » 23. Apr 2015 10:12

Es klang recht ironisch, und wie du sagtest die Gedanken sind frei. ich fand es schade diesen bis dahin tollen Artikel mit diesen Sätzen zu verhunzen, das ist alles.
joker00765
 
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