MonsieurL hat geschrieben:Bleibt als letztes noch das Thema Demokratie. Betrachtet man das Wortkonstrukt "nationale Gesinnung" in dem von mir beschriebenen Kontext, in dem es nunmal gemeinhin verwendet wird, ist sie selbstverständlich demokratiefeindlich. Demokratie lebt vom friedlichen Wettstreit der Meinungen, die Anhänger der nationalen Gesinnung propagieren die Intoleranz und die Verfolgung Andersdenkender. Damit ist im Grunde schon alles Wesentliche gesagt. Warum willst du diesen (endlich mal) einfachen Zusammenhang durch eine Diskussion über die ursprüngliche oder wissenschaftlich-theoretische Bedeutung des Wortes "national" verkomplizieren?
Sprache verändert sich durch ihren Gebrauch. Das Wort Alternative bedeutet ursprünglich "die eine andere Möglichkeit". Mittlerweile spricht fast jeder von drei oder vier oder fünf Alternativen. Das muss man nicht mögen (ich mag es auch nicht), aber dadurch verändert man es nicht. Und ich halte das Thema für viel zu wichtig, um sich in einen Streit über ursprüngliche Wortbedeutungen zu verwickeln.
Ich mag es seit jeher nicht, wenn der Bedeutungsinhalt von Wörtern verändert wird. Das hat nichts mit "altmodisch" oder "Ablehnung von Neuerungen" zu tun, das war schon so, als ich noch ein progressiver Jugendlicher war (ja, ich, wirklich!). Wenn der Bedeutungsinhalt verändert wird, wird auch das Denken verändert (national -> nationalistisch -> Nazi), (sozialistisch -> kommunistisch -> Stasi-Partei). Ich unterstelle dabei nicht von vornherein edle Motive, das ist mir eher suspekt. Das halte ich für eine negative Veränderung, auch wenn 95 % der Bevölkerung diese mitvollzogen haben.
Es ist nicht so, dass, wenn politische Gruppierungen einen Begriff benutzen, jeder, der diesen Begriff auch benutzt, als "Anhänger" dieser Gruppierungen und ihrer Ziele betrachtet werden kann. Ich persönlich würde es als bodenlose Frechheit ansehen, wenn mir jemand unterstellen würde, ich würde deren politische Ziele unterstützen, nur weil ich den einen oder anderen der von ihnen benutzten Begriffe auch benutze. Eigentlich sind es ja auch keine Begriffe, sondern Wörter, denen man ganz unterschiedliche Bedeutungsinhalte zuordnen kann.
Seit wann muss man mit irgendeiner Gruppe, und wenn es die Kaninchenzüchter sind, solidarisch sein, nur weil man die selben Wörter benutzt? Auch wenn ich tausendmal Grand-Hand sage, bin ich weder Mitglied noch Anhänger des DSKV! Und wenn ich tausendmal sagen würde ich wäre ein Patriot (tue ich nicht, weil das Wort in meinem Umfeld etwas anrüchig ist, obwohl es die meisten selber sind), käme ich nicht auf die Idee, "Die Patrioten" (weiß nicht, ob es die noch gibt) zu wählen!
"nationale Gesinnung" in dem von mir beschriebenen Kontext, in dem es nunmal gemeinhin verwendet wird, ist sie selbstverständlich demokratiefeindlich. Demokratie lebt vom friedlichen Wettstreit der Meinungen, die Anhänger der nationalen Gesinnung propagieren die Intoleranz und die Verfolgung Andersdenkender. "
Eben das ist ein Beispiel dafür, wie Andersdenkende durch die Veränderung der Wortbedeutung verunglimpft werden, das hat ungefähr die Qualität von "Flüchtlinge wollen unser Geld, vergewaltigen Frauen und sind Terroristen".