Ich weiß nicht, ob es Aberglaube ist, aber eine nicht gerade kurze Phase habe ich immer bei Vereinsabenden Geld gewonnen, wenn ich vorher Geld von der Bank holen musste, so dass das Portemonnaie prall gefüllt war. Ich hatte dazu dann die Assoziation, dass wo viel ist, immer noch das meiste dazu kommt (obwohl ich dann eigentlich nie was gewinnen dürfte
). Irgendwann hab ich dann mal Geld vorm Spielabend abgehoben, obwohl es nicht nötig war, um den Gewinn gewissermaßen zu erzwingen. Das ging aber - wie sollte es anders sein - gründlich in die Hose.
Stühle drehen, Kartenspiele zerreißen oder ähnliches mache ich nicht. Ich lasse auch keine Rauchpausen weg, wenn die Karte gerade läuft. Aber ich glaube fest an Zeichen. Bei meinem Zweitverein gibt es mehrere Jackpots, unter anderem auch einen von 250 € für eine 2000er Liste (natürlich nur, wenn man 1 € für den Jackpot einzahlt). Vor vier Wochen passierten gleich zwei sehr seltene Dinge. Erst wurde ausgelost und ich kam an einen Tisch, an dem freudloser Skat vorprogrammiert war. Dann stellte sich jedoch heraus, dass ein Spieler, der eingezahlt hatte, nicht aufgeschrieben wurde und dementsprechend eine Platzkarte zu wenig in der Verlosung war. Das fiel aber erst nicht auf, weil ausgerechnet genau dieser Spieler beim Verteilen der Startkarten gerade auf Toilette war. Normal könnte man diesen Spieler jetzt an einen Dreiertisch setzen, aber ohne ihn waren es genau 16 Teilnehmer.
Also musste neu gelost werden. Ich kam daraufhin an einen sehr netten und auch nicht allzu schweren Dreiertisch. Dann teilte der Schreiber das erste Spiel aus und ich hatte nur Müll. Der Schreiber jedoch hatte nur neun Karten. Wir anderen zählten nach, hatten aber beide 10 und im Skat lagen auch nur zwei Karten. Tatsächlich befanden sich nur 31 Karten im Deck!!! Wir brauchten also ein neues Kartenspiel. Beim neuen Geben hatte ich zwar wieder kein Spiel, durfte mir aber 40 Pkt. für einen Faller gutschreiben.
Die Liste lief danach normal an. Ich stand vor dem letzten Spiel des dritten Kästchens 2/0 und bekam dann einen lupenreinen Grandouvert mit vier. Hätte ich auch diesen Jackpot eingezahlt, wären 250 € eingefischt. Aber diesen Jackpot zahle ich nie ein, weil ich nicht in die Bredouille kommen will, eine gute Liste u.U. zu versauen, weil man einen Grandouvert mit A, 10 zu dritt rechnerisch spielen muss, wenn man 250 gewinnen kann und im Verlustfall nur 66 zahlen muss.
Aber mir ging in dem Moment aus unerfindlichen Gründen durch den Kopf, dass dieser entgangene Jackpot womöglich kein schlechtes Omen sondern nur der Beginn einer Belohnung sein könnte. Gerade wegen der ungewöhnlichen Umstände vor Listenbeginn. Und dieser Gedanke wurde anschließend üppig unterfüttert. In den nächsten drei Kästchen bis zur Halbzeit kamen noch sieben teils fette Gewinnspiele hinzu und ich stand bei knapp über 1200.
Dieser massive Lauf würde nicht bis zum Ende anhalten, soviel war klar, also war ab jetzt reizen angesagt. Man muss dem Glück schon ein wenig auf die Sprünge helfen, sonst sucht es sich jemand anderen. Die nächsten Spiele waren dementsprechend größtenteil schwach, aber bei zwei Spielen, auf die keinen Einfluss nehmen konnte, hatte ich die notwendige Hilfe. Dann aber kam das erste richtige Knackspiel. In HH führte ich nach Skataufnahme folgenden Müllhaufen:
Ich habe nicht Farbe frei gedrückt, sondern 13 Augen gelegt. Aber das schien sofort falsch zu sein, denn Herz Ass betrat das Spielfeld. Mist.
-11
Doch es kam noch schlimmer. Nach kurzem Nachdenken legte die Ausspielerin jetzt Kr D. Dazu muss man sagen, dass diese Spielerin eine reizende ältere Dame ist, die allerdings komplett theoriebefreit spielt und auch noch nie irgendwelche Tempoannoncen gemacht hat. Ein Blankausspiel war also trotz Überlegens alles andere als ausgeschlossen. Aber was blieb mir bei meiner Laus übrig als zu schneiden?
+20
Nun muss man ja eigentlich Kr Ass nachspielen, um zu verhindern, dass blanke Kreuz Karten über die roten Farben abgeworfen werden, aber dagegen sträubte sich alles in mir. Alle Sinne flüsterten mir lauthals zu, doch jetzt lieber Trumpf zu spielen.
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Mist, MH! Und nach ner glatten Trumpfsitzung sah das auch nicht aus so ganz ohne Vollen in dem Stich. Doch es ging überraschend weiter.
!!! +28
Upps. So hatte ich die Verteilung nun gar nicht erwartet. Doch durch den Karo-Abwurf kann man die Karte jetzt ganz gut stellen. Im Gewinnsinne musste sie nun neben He A 4 Trumpf, drei Kreuz und zwei Karos führen. Gut, dass ich Kreuz Ass nicht nachgezogen hatte. In solchen Listen muss man auf den Bauch hören, nicht auf den Verstand.
+39
Kotz, kein Bild. Ich werde doch nicht auf 60 hängenbleiben. Denn dummerweise hat ihr Partner noch genau eine Herz Lusche. Hebt er die für mein Kreuz Ass nebst 10 auf, reicht es nicht. Aber die Bedenken waren grundlos.
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+42
+63
Sieg. Aber das allein stimmte mich noch nicht optimistisch. Mut machte mir, dass ich jede Entscheidung durch Zufall richtig getroffen hatte. Selbst die Drückung. Denn hätte ich Herz Ass gestochen, wäre nicht von hinten Kreuz gekommen und ich hätte das Spiel nie gewinnen können.
Dennoch trat jetzt eine kleine Flaute ein und ich fürchtete schon um meine Pfründe. Dann allerdings sah ich meine vier Lieblinge und das Gesicht hellte sich wieder auf. Auf meine 18 aus MH passten beide auch gleich und ich griff freudestrahlend zum Skat. Doch der brachte die Schockstarre. Ich hatte nunmehr genau 12 Augen in der Hand und selbstverständlich jede Farbe doppelt. Sollte der Jackpot etwa durch einen Platten mit vier verlustig gehen? Das kann nicht sein, das darf einfach nicht sein!!! Also ein optimistisches Gesicht aufgesetzt, Pik K und Lusche gesenkt und mit Kreuz das teuerste Spiel angesagt.
Die Karte stand aber alles andere als glatt. VH hatte vier Atout und eröffnete die blanke Herz 10. Der weitere Spielverlauf war dann - nennen wir es ein wenig ungewöhnlich.
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+18
Und nun? Trumpf wollte ich nicht spielen, um keine blanken Abwürfe zu sehen. Wieder eine gute Bauchentscheidung. Also Herz raus und mit einem Stoßgebet nach hinten gesetzt.
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Das hätte schlimmer kommen können. Doch der Schock folgte auf den Fuß. Die nette Dame wirkte reichlich ratlos und ließ auf einmal ihre blanke Trumpf Lusche fallen. Würg.
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Innerlich hatte ich jetzt eigentlich aufgegeben. Denn ihr Spiel machte nur halbwegs Sinn, wenn das Karo Ass blank gewesen wäre. Aber weit gefehlt. Auf meine lustlose Karo Lusche legte sie die D und er die andere verbliebene Lusche. Rest. Puh. Natürlich haben sie das Spiel klar verschenkt. Nach drei Stichen kann er schon davon ausgehen, dass ich wohl vier Bübchen haben muss, wenn sie drei Fehl-Asse spielt und er zwei 10en mithat und auch noch beide Trumpf-Vollen führt. Da kann man dann schon mal ihren Herz K voll einstechen statt die Karo 10 zu schmieren.
Aber mir war es natürlich recht. Und ich hatte wieder jede Entscheidung richtig getroffen. Jede andere Drückung, jede andere Spielansage und vermutlich auch jede andere Spielweise hätte verloren. So ein glückliches Händchen hat man nur, wenn es vorherbestimmt ist. Davon bin ich fest überzeugt. Es standen einfach alle Zeichen darauf, dass ich an diesem Tag der mit dem großen Los sein sollte. Und so kam es dann auch. Ist das jetzt Aberglaube? Oder nur ein weiteres der unendlich vielen Indizien, dass wir die Welt nicht allein mit dem Kopf verstehen können?
Beste Grüße vom Monsieur