@ John
Hallo John,
ich bin nicht der Verfasser der von mir zitierten Doktorarbeit. Ich habe (leider) nicht promoviert. (Das hat durchaus mit der 68-er Generation zu tun)
In dieser Doktorarbeit wird auf Seite 185 sehr ausführlich auf Skat eingegangen. Insbesondere wird gezeigt, dass "Schach" erst 1980 in die Liste jener Tätigkeiten aufgenommen wurde, deren organsierte Ausübung als gemeinnützig anerkannt werden kann. Insoweit räumt diese Arbeit mit einem auch hier im Forum an anderer Stelle geäusserten Irrtum auf. "Schach" gehörte keinesfalls zu den Gründungsmitgliedern des Deutschen Sportbundes. "Schach" ist irgendwann einmal in diesem Verband Mitglied geworden. Irgendwann deshalb, weil das genaue Datum heute jedenfalls unbekannt zu sein scheint.
Diese Doktorarbeit selbst versucht den Begriff "Sport" durchaus "unscharf" (porös) zu definieren. Es wird gezeigt, dass eine rein sportliche Betätigung wie z.B. den Arm "künstlerisch" zu bewegen nicht ausreicht, um den Begriff "Sport" hinreichend zu beschreiben mit allen Konsequenzen, die der Gesetzgeber dann gezogen hat. In dieser Arbeit nimmt "Schach" breiten Raum ein, weil "Schach" bis dato als Grenzfall galt. Denksport sei eben kein Sport!
Desweiteren geht der Autor auf zusätzliche aber wesentliche Merkmale ein wie z.B. Wettkampf und Organisation. Genau hier liegt der "Hase im Pfeffer".
Die freie Ausübung einer sportlichen Betätigung ist im Sinne der Abgabenordnung beispielsweise eben kein Sport!
Was Alkohol und Nikotin anbelangt, so mag es auch in diesem Bereich Wettkämpfe geben wie z.B. den weltberühmten Wettkampf "Pfeife rauchen", bei dem es darauf ankommt, eine geringe Menge Tabak möglichst lange am "Qualmen" zu halten. Ein solcher Wettkampf ist nach meinem Wissen noch nie als "Sport" angesehen worden.
Ich erkenne allerdings, dass auch hier die Diskussion geradezu hin- und herschwappt. Es ist eben nicht die Frage, ob und was jemand gegen das "Rauchen" beim Skatspiel vorzubringen hat. Der Begriff "Skatspiel" ist in diesem Zusammenhang schon viel zu weit gefasst. Er umfasst hier den sog. Kneipenskat genauso wie die Ligaspiele oder Meisterschaften des DSkV oder auch das Spiel zu Hause im Familien- oder Freundeskreis.
Aus meiner Sicht sollte man - nein, MUSS man - eine scharfe Grenze ziehen zwischen Turnierskat und dem Rest. Nur der Turnierskat kann für sich den Satz in Anspruch nehmen "Skat ist Sport".
Nun befürchtet an anderer Stelle hier im Forum "Das Huhn", dass solche Sätze möglicherweise zu einer Revolution führen. Ich glaube das nicht; "Revolution" als Spiel wurde schon lange abgeschafft und zu einer Anarchie ist unsere Gesellschaft überhaupt nicht fähig!
Das Fehlen einer klaren Grenze zwischen Turnierskat und sonstigem Skatspiel lässt aus meiner Sicht vermuten, dass man in der Vergangenheit gewisse Versäumnisse zugelassen hat. In der übrigen Sportwelt ist die Ausarbeitung klarer Leitlinien fast abgeschlossen; beim Turnierskat wird derzeit nicht einmal daran gedacht. Dabei würden Leitlinien so viele Dinge schlichtweg einfacher machen.
Das einzige Dokument auf den Internetseiten des DSkV, in dem ein Leitbild beschrieben wird, sind die Benimmregeln für Schiedsrichter. Mehr hat man bisher jedenfalls nicht hinbekommen.
Das sind die anderen Sportverbände deutlich weiter. Falls es interessiert, hier:
http://www.dosb.de/fileadmin/fm-dsb/arbeitsfelder/wiss-ges/Dateien/Dokumentation_der_Workshopreihe_Einheit_in_der_Vielfalt.pdf
Das Fehlen klarer Leitbilder und Leitlinien führt immer wieder zu unerquicklichen und unergiebigen Diskussionen als da sind
- Wann darf/soll/muss eine Turnierleitung jemanden ausschliessen wegen Alkohol/Allohol/Alkmissbrauch?
- Wann darf/soll/muss eine Turnierleitung jemanden aussschliessen wegen "schlechten Benehmen"/"unsittlicher(?) Kleidung"/"ungepflegtes Äusseres"?
- Wie finanziere ich was? und womit?
Auch die vielen ungeklärten Fragen in Richtung ISkO wären leichter zu beantworten, würde man Leitbilder/Leitlinien erarbeiten.
Für heute genug geschrieben.
Gruss