[edit v. wmatti: die Hervorhebungen habe ich eingefügt, weil einige Skatfreunde meinen Text als Tatsachenbericht mißverstanden haben. Es ist lediglich eine Idee, was nicht heißen soll, dass so etwas nicht so soder abgewandelt umsetzbar wäre. Über konstruktive Ergänzungs-Vorschläge oder Eure Statements zu dieser Idee sowie über Kritik, mögliche Hürden etc. würde ich mich freuen.]
Hallo zusammen,
anbei eine fiktive Möglichkeit, einen "Skatverein der Zukunft" zu gestalten.
Das ganze als Bericht eines möglichen Vereinsmitgliedes geschrieben, der die Veränderungen erlebt hat. Ob so etwas wirklich umsetzbar wäre, bleibt dahingestellt - das hier ist lediglich eine Story, weder mit irgendeinem in irgendeinen Verein besprochen noch in konkreter Planung befindlich - nur "sone Idee halt", im Zweifelsfall als belanglose Unterhaltung zu werten (denn ich bin ein Gegner von angeblichen Patentlösungen, sowas gibts eh nicht.) Also:
"Wir sind ein Skatverein, dessen Tradition bis in die 50er Jahre zurückreicht.
Nun hatten wir 2010, und es ergaben sich folgende Probleme:
1) Unsere Altersstruktur war schlecht, das Durchschnittsalter lag bei ca. 60 Jahren
2) Immer weniger Spieler hatten Interesse, an skatsportlichen Veranstaltungen teilzunehmen
3) Auch für Gäste schien unser Verein uninteressant geworden zu sein. Wir hatten ein in vielen
Skatvereinen gängiges System, bei dem wir einen kleinen 5 Euro-Preisskat ausgespielt haben
und über eine Centabrechnung die Vereinskasse finanzierten (Fahrten, Feiern, Veranstaltungen).
Was tun, sprach Zeus?
Wir haben uns zusammengesetzt und besprochen, was wir eigentlich haben wollten:
1) Junge Nachwuchsspieler, die den Verein fortführen sollten
2) Mehr Pfiff bei den Vereinsabenden, nicht dieses "eingeschliffene", was sich schon seit beinahe 40 Jahren wiederholte
3) Unser Verein sollte mit den "neuen" Medien verknüpft werden, um sowohl für Gäste als auch für unsere Mitglieder und Nachwuchsspieler interessanter zu werden.
Zunächst erstellten wir also eine Internetpräsenz.
Doch eine reine und aktuelle Internetpräsenz an und für sich alleine bringt nicht viel - man soll mit dem Internet auch "was machen" können.
Darum erstellten wir bei einem Online-Skat-Anbieter einen Online-Club, so dass unsere Vereinsmitglieder auch Online Clubserien spielen konnten, die ganz normal in die Klubmeisterschafts-Wertung mit einflossen. Abrechnung erfolgte normal weiter mit dem Kassenwart.
Nun stellten wir in verschiedene regionale Tageszeitungen unser neues Angebot ein und gaben eine Wurfsendung in Auftrag. Denn überall in Deutschland gibt es in jedem Landkreis mit Sicherheit Leute, die Online regelmäßig Skat spielen und von unserem Verein nichts wußten. Genau diese Leute sollten mit unserer neuen Linie angesprochen werden: Die saßen eh zuhause am Rechner zum Skat spielen, da war unser Verein plötzlich nur noch einen Klick entfernt.
Bald meldeten sich über unser EMail-Kontaktformular die ersten Leute - einige kamen sogar direkt zum Online-Vereinsabend, um mal zu schauen, "was so geht". In Skype-Dreierkonferenzen spielten wir mit ihnen einige nette Runden. Und schließlich kamen die ersten von ihnen zu uns in den Verein - schließlich kannte man sich schon ein bisschen, entsprechend niedriger war die Hemmschwelle geworden, auch persönlich mal vorbeizukommen.
Einer von uns hatte eine gastronomische Einrichtung in der Nähe einer Schule. Des öfteren kamen dort Schüler vorbei, um sich etwas zu essen zu holen. Eines Tages sprach er ein paar Schüler an, ob sie Lust hätten, Skat zu lernen. Interesse schien zu bestehen, doch direkt in einen Verein wollte kein Schüler kommen. Das wäre "zu verpflichtend", "zu spät abends, am nächsten Tag haben wir schule" und "die Leute da ärgern sich nur über unsere Fehler".
Also machte er einen unverbindlichen Skat-Treff vor Ort im ortsansässigen Jugendzentrum auf - einen Nachmittag pro Woche von 15-16 Uhr.
Zuerst kamen drei bis vier Leute, später dann ca. sieben bis acht Jugendliche, die Lust hatten, Skat zu lernen. Als sie nach ca. zwei Monaten (acht Skat-Treffs) soweit waren, dass sie das Spiel einigermassen verstanden hatten, lud er sie ein, über den Online-Club unverbindlich einige Runden mitzuspielen. Das erstmel "unter einander", ebenfalls mit Skype-Dreierkonfi's und ohne großartige Verpflichtungen.
Allmählich etablierte sich das, so dass nach und nach regelmäßig auch jüngere Spieler an unseren Online-Clubabenden teilnahmen. Die waren nicht zu spät (ab 19:00 eine Liste), und die Kids konnten von zuhause aus spielen.
Die erspielten Ergebnisse vom Online-Club stellten wir in eine Rangliste mit auf unsere Internetseite. Außerdem verlinkten wir diese mit verschiedenen Nachwuchsangeboten verschiedener Verbände sowie von Online-Anbietern. Nach und nach wurde bei den Jung'schen der Ehrgeiz geweckt, auch mal an einer echten Life-Jugendmeisterschaft mitwirken zu können.
Also trafen wir uns mit ein paar engagierten Vereinsspielern, um sie dafür ein wenig fit zu machen. Als Resultat kamen einige Jugendliche, die bereits 16 waren, nun auch zu unseren Vereinsabenden.
Zu guter letzt machten wir noch eine Umgestaltung unserer Preise:
Man konnte sich ab da aussuchen, welchen Preisskat man mitmachen wollte:
1) es gab den bewährten 5€-Preisskat
2) es wurde zusätzlich ein 10€-Extra-Preisskat eingeführt
3) dazu kam eine 1€-Schnappszahl-Jackpot-Wertung
4) ein 2000er Listen-Jackpot für 50 cent und
5) ein Grand-Ouvert-Jackpot für ebenfalls 50 cent.
Jeder konnte sich sofort zu Anfang des Vereinsabends aussuchen, Welche Jackpots und / oder Preisskate er mitmachen wollte oder ob er ausschließlich "teilnehmen" wollte und halt nur den kleinen Obolus in die Vereinskasse zahlte. Kein Zwang vorhanden. Fesch: Jetzt gab's plötzlich nicht mehr nur eine Möglichkeit, etwas zu gewinnen - sondern fünf! (Schnapszahl und Grand Ouvert wurden immer direkt während der Liste ausgerufen - wer die erste Schnapszahl oder halt einen Grand Ouvert hatte, bekam den Jackpot. Wer einen Grand Ouvert verlor, musste 1/4 des Jackpots in den nächsten GO-Jackpot einzahlen - ist ja keiner gezwungen, einen GO zu spielen oder? )
Die Jackpots standen nur Vereinsmitgliedern zur Verfügung - denn wir wollten auch nicht ewig in einen Jackpot (Begrenzt auf 250 Euro) einzahlen, den dann ein Gast mal so eben abgraste.
Dieses System zog auch Gäste von außerhalb an - die konnten zwar die Jackpots nicht mitspielen, aber wenn man den 5- und den 10-Euro-Preisskat mitmachte (einige "zocker" waren schon dabei, die dazu Lust hatten), gab's schon einiges zu gewinnen - was den Anreiz zu kommen erhöhte. Vorher gewann man halt vielleicht 10 Euro, von denen man drei bis vier Euro über Centabrechnung an den Verein bezahlte - jetzt waren die Möglichkeiten andere: Wenn man was gewann, dann in der Regel einen Preis, der sich lohnte.
Viele unserer Vereinsmitglieder waren nun auch froh, dass sie die Klubmeisterschaft mitspielen konnten. Denn beruflich waren einige von ihnen so eingespannt, dass sie vorher ihre Mindest-Serien-Anzahl nicht vollbekamen. Dieses Problem war mit der Vernetzung mit dem Online-Club ebenfalls gelöst.
Heute liegt unser Altersdurchschnitt bei 45 Jahren. Wir haben sogar eine Jugendmannschaft aufgestellt, die an den Jugendmeisterschaften der Umgebung und an der Deutschen regelmäßig teilnimmt. Die Vereinsmitglieder sind motivierter als vorher. Auch die "Zocker" werden angesprochen, weil die Preisgestaltung attraktiver ist. Die schwächeren Spieler müssen weniger als vorher zahlen, weil sie nur noch den 1€-Schnapszahl-Jackpot mitmachen und ab und zu den 50cent GO-Jackpot oder halt keinen Preisskat. Auch übers Online-Spiel konnten wir sechs Vereinmitglieder aus der direkten Umgebung dazugewinnen, die sonst nie einen Fuß in einen Verein gesetzt hätten..."
Über konstruktive Vorschläge / Weiterentwicklung dieser Idee im allgemeinen oder über Eure Meinung dazu würd ich mich freuen.
Beste Grüße - Matthias