Zunächst mal herzlich Willkommen im Forum! Ich will gerne versuchen, Dir zu erklären, was ich meine.
Es geht nicht darum, ob man das Ass, unter Ass oder eine ganz andere Farbe spielt. Das ist eine Entscheidung, die man in jedem Spiel anhand seiner restlichen Karten, der Position des AS und der Informationen, die man aus dem Reizvorgang hat, neu treffen muss (und sicher auch nicht immer richtig trifft, da ja nicht mit Glaskarten gespielt wird).
Es geht um Zweierlei. Erstens darum, dass man als Skatspieler möglichst keine
Neigungen entwickeln sollte. Die Aussage von Reizschwein war: "VH neigt dazu, eine lange Farbe unter dem Ass anzuziehen." Wenn ein Spieler derlei Neigungen entwickelt, läuft er Gefahr, dass gute Spieler diese erkennen und ihr Spiel darauf einstellen. Anders ausgedrückt: ein Spieler wird, wenn er bestimmte Spielmuster wie "unter Ass spielen" immer wieder anwendet, berechenbar. Und wenn man berechenbar ist, hat man beim Skat schon verloren. Das Zauberwort beim Skat ist Variabilität. Spielt man variabel, macht man es den Gegnern schwer.
Der zweite Punkt betrifft den Reizvorgang. Du musst immer berücksichtigen, dass der AS Deine Reizung auch hört. Reizt Du 33, weiß er, dass Du in der Regel Pik spielen wolltest. Kurzer Einschub: Um ihm diese Info nicht zu geben, tendieren viele schwächere Spieler dazu, ihre Reizung irgendwann abzubrechen und nicht bei einer Farbe zu passen, in der sie eine gewisse Stärke haben. Das ist aber ein fataler Fehler, da man damit den Partner komplett aufs Glatteis führt. Mit diesem aber muss man im Gegenspiel harmonieren und damit das gelingt, darf man ihm keine "Fehlinformationen" geben.
Zurück zum eigentlichen Thema. Reizt Du 22 oder 33, liegt es nahe, bei Dir eine Pik-Flöte mit Ass zu vermuten. Hat der AS jetzt ein schwächeres Spiel, welches er nur gewinnen kann, wenn das Gegenspiel misslingt, kann er sich diese Info u.U. zunutze machen, um einen Taschenspielertrick auszupacken. Weiß er noch dazu um Deine
Neigung, eine lange Farbe unter Ass zu fassen, ist es für ihn nicht schwer, auf die Idee zu kommen, die Pik 10 - so er sie führt - entweder blank auf der Hand zu behalten oder sich gar blank zu drücken. So wie es in dem von Reizschwein geposteten Spiel ja auch gemacht wurde.
In jeder nicht gereizten Farbe ist es für den AS viel problematischer, den gleichen Trick anzuwenden, weil er gar nicht weiß, wer das Ass überhaupt im Blatt hat (genau weiß er bei Pik natürlich auch nicht, ob Du es hast, es gibt aber gute Gründe, es zu vermuten). Dazu kommt, dass das Ass in einer nicht gereizten Farbe kurz oder gar blank sein kann. Hält der AS diese 10 blank oben, ist sie weg, da niemand auf die Idee käme, unter einem kurzen Ass auszuspielen.
Das sind neben der Gefahr eines billigen Abwurfs (falls die 10 gedrückt ist) die Hauptgründe, warum ich in einer von mir gereizten Farbe sehr ungern unter Ass spiele. Es gibt dennoch Spiele, in denen ich es mache, weil es mir von vielen schlechten Aufspielen noch das beste zu sein scheint. Aber diese Spiele sind sehr selten.
Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig weiterhelfen und wünsche Dir viel Spaß im Forum.
Beste Grüße vom Monsieur