carpe diem 87 hat geschrieben:Ist es denn wichtig was wer weg lässt, wer was wann reizt ?
Absolut. Wenn wir den Reizungen keinen Wert mehr beimessen, können wir die Analysen auch gleich einstellen. Wenn wir davon ausgehen, dass die Reizungen nichts bedeuten und die Gegner eh
irgendwas zusammenspielen, können auch gleich die psychologischen Grundtricks beachtet werden. Wenn ich mit Herrmann und Dietmar am Tisch spiele, weiß ich schon vor Aufspiel, ob Gefahr droht - allein von der Art, wie die beiden die erste Karte aufspielen und auf die Ansage reagieren. Ein "Kreuz? Ok, ich komme raus" bedeutet beispielsweise 4-5 Trumpf.
Ich persönlich nehme hier was mit, das ich bei gehobener Spielweise anwenden kann. Es muss ja nicht gleich Bundesliga sein, aber regionalligatauglich sind die Analysen allemal.
Drum bleibe ich dabei: Die Herzen zu drücken ist für mich ein klarer Fehler. Steht Herz krumm hat man nämlich immernoch lange nicht gewonnen, wenn man die Herzen drückt. Dafür sind die Baustellen in Pik und vor allem in Kreuz zu groß. Steht Herz allerdings fair (was auch bei einer 20er-Reizung durchaus plausibel sein kann) hat man nurnoch zwei relativ beherrschbare Schwachstellen übrig, die die GP erstmal so stehen haben muss.
Nein, nochmals nein. Die einzige Alternative zu
wäre
, weil man von Herz 4-0 ausgeht und Herz daher erstmal nicht auf den Tisch kommt. MH kann nicht wissen, dass für VH aufgrund dieser besonderen Blattstruktur das Blankspiel ausnahmsweise nicht auf den Tisch kommt. Steht Herz 3-1, kommt Herz direkt auf den Tisch und das Blatt ist tot, wenn nicht zwei Herz gelegt wurden. Dann kommt der Kreuzas-Absatz auf das dritte Herz und die Null steht plötzlich ziemlich stabil da. Steht Herz 4-0, greift der Plan B, dass auf eine andere Farbe Herzas abgesetzt wird und dann nach 3x Herz die nächste Kranke abgesetzt wird. Hier bei 20er-Reizung auf Herz 2-2 zu setzen halte ich für fatal, das wird ab einem gewissen Spielniveau einfach gar nicht mehr funktionieren.
Ich denke nicht, dass der AS hier mit dieser Drückung gewinnen kann, wenn die ersten Stiche stur nach Schema gespielt:
Lass das doch, mit der Kenntnis der Verteilung zu argumentieren. Diese Drückung mag bei einer Verteilung/Spielweise verlieren, bei vielen anderen Verteilungen/Spielweisen zu argumentieren. Ich mag das nicht, wenn richtig/falsch an einer Kartenverteilung entschieden wird.
Klar kann HH jetzt legen, aufgrund dessen, dass er sonst viele hohe Karten führt, ist es sogar mehr als plausibel, dass er jetzt 2x Herz nachzieht. Für mich macht es daher Sinn 1. Herz nachzuspielen und auch 2. Herz aus Sicht des AS zu drücken, insbesondere bei gegenreizung.
Das halte ich für äußerst unplausibel.
1. HH weiß nicht, ob Herz-10 wirklich blank ist oder zum Beispiel von 10-As angespielt wurde
2. Wenn die Schwachstelle tatsächlich Herz ist läuft sie nicht weg.
Auch hier bekomme ich wieder die Krise. Herz läuft nicht weg? Ich weiß ja nicht, auf welche Farbe der AS sich freiwerfen kann. Klar, DU weißt das, weil du die Kartenverteilung kennst, aber es rächt sich bei der Null so oft, wenn man denkt "ach, das kann ich ja später noch zurückspielen". Mein Partner hat einen Plan und diesen Plan verfolgt er mit seiner ersten Karte. Bei einer aufgespielten 8 oder 9 muss man nicht davon ausgehen, dass sie blank ist, aber diese Herz10 schreit ja direkt nach einem Herzrückspiel. Gerade dann, wenn ich nur hohe Karten habe, und auf Herz die Möglichkeit sehe, die Null auf 78KA zu schlagen, muss ich doch diese Chance ergreifen! Vielleicht muss ja Kreuz sogar vom Partner kommen, damit die Null schlagbar ist (7-B, 7-10).
Wie Walter sagt, man sollte den Farbenwechslern die Hand abschlagen. Wenn hier eine blanke Herz10 auf den Tisch kommt und HH dann die Farbe wechselt, obwohl auf 78KA der Tötungsversuch klar besteht, gehört HH zu einem einarmigen Banditen degradiert.
Aber ich schweife ab. Bisher ging es ja um die Drückung des AS und wie man als HH auf ein Herzblankaufspiel reagieren sollte. Eigentlich geht es mir aber um einen ganz anderen Punkt.
HelAu hat geschrieben:Ich spiele hier im Normalfall immer die
aus. > 90 Prozent der Leute die ich so am Tisch habe spielen nach Schema F, d.h. sie sind nicht in der Lage irgendwelche guten kreativen Ideen zu entwickeln bzw zu verstehen. Somit gebe ich mit jeder Karte ausser der
meinem Partner einen falschen Hinweis, was in den seltensten Fällen gut ist...
Nein, da ist gar nix dran, Miri. Der Clou ist ja, Herz nicht anzuspielen, weil mein Partner nach Schema F spielt. Bei einer Null ist es gut, einen verlässlichen Partner zu haben, der ein bestimmtes Schema runterspielt. Ich hämmere meinen Mitspielern ein, von mir angespielte Farben zurückzuspielen. Wenn wir von unserer Blattstruktur in VH ausgehen, dass die Null wenigstens auf Herz sicher ist (wovon wir ja ausgehen müssen, BEVOR (!) wir das Blatt des AS kennen), haben wir im 2. Stich beim Herzrückspiel schon Probleme - eben genau deswegen, weil wir unserem Partner beigebracht haben, die Farben nachzuspielen, die wir angespielt haben. Hätte unser Partner z.B.
und damit 20 gereizt, spielt er zweimal Herz für Karo-Abwürfe, danach Karo hoch-tief, um die Null auf Karo 8-9 zu schlagen. Stattdessen muss er aber sehen, dass ich keine Ahnung habe, was ich abwerfen soll und das Spiel geht wegen Herz10 vor die Hunde. Das wird - gerade wegen meinen drei starken Farben - sehr häufig so sein, da ich mit Kreuz und Karo 89 auf jeden Fall Schwächen des AS sehe und bei Pik 8-10 die Chance, dass der AS hier eine Lücke hat, auch groß ist.
Davon abgesehen bezweckt ja das Kreuz/Karoaufspiel, Mitspieler, die nach Schema F spielen, anzuleiten. Der Plan ist ja, dass der Partner die Farbe, die man anspielt, zurückspielt! Deswegen verbietet sich hier die
, da ich kein Pikrückspiel sehen möchte.
Was ist also unser Plan bei Kreuzluschenaufspiel ?
Hier wird darauf gezielt, eine
oder
- Konstellation zu schlagen, bei der einer der beiden Kreuzkarten schläft. Spielt mein Partner die Farbe blank von hinten an, ist die Kreuz10 des AS fort und wir können die Null nicht mehr schlagen. Es ist also essentiell, dass ich Kreuz anspiele und das Kreuz vor meinem Partner spiele, um gewinnen zu können. Das Risiko ist hier, dass MH kreuzfrei ist oder Kreuz7 blank hat. Bei einer Kreuz 2-2 - Verteilung mit Kreuz7-10 beim AS hätte ich wenigstens nichts kaputtgemacht und habe im 3. Stich in VH wieder die Chance, selbst anzutreten.
Was aber ist unser Plan bei
?
Hier wird darauf gezeilt, eine
- Konstellation zu schlagen. Nach
wäre die Null tot. Dieser Plan hat zwar theoretisch noch Zeit, allerdings darf der AS keinen Abwurf bekommen. Spiele ich also eine andere Farbe zuerst, besteht die Gefahr, dass ein Karo abgeworfen wird und der Plan damit gescheitert ist. Auch das Karoas ist wichtig für diesen Plan, spiele ich also Herz zuerst, dürfte ich Karoas nicht abwerfen und müsste aus meiner Kreuz- oder Pikkonstellation abwerfen, was ich für noch furchtbarer halte. Noch ein Argument gegen Herzblankaufspiel.
Das Argument von Helmut ist also kein Argument für seine Seite, sondern für die Gegenseite. Beide Pläne über die 8 überfordern meinen Partner also keineswegs, sondern fördern seine Schema-F-Spielweise. Dass Miri das nicht sieht, gefällt mir auch nicht. Hier wird gerne eine elitäre Stimmung aufgebauscht "ich spiele ja genial, aber es wird nicht erkannt, deswegen begebe ich mich auf das Niveau des Pöbels", aber genau das Gegenteil ist der Fall. Das Herzblankaufspiel ist einfach schlecht und weder für Amateure, noch für Profis als Mitspieler hilfreich, sondern irreführend. Am Ende des Spiels kann man dann bequem dem Partner aus dem Pöbel die Schuld für das falsche Nachspiel geben, ohne darüber nachzudenken, ob man selbst mit dem Aufspiel nicht die völlig falschen Weichen für den weiteren Verlauf gestellt hat.
Deutschlands bester Vorhandgeber. :)