Anleitung: Wann muß ich als GS die Farbe wechseln?

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Anleitung: Wann muß ich als GS die Farbe wechseln?

Beitragvon WMatti » 5. Mär 2009 08:30

Hallo Skatfreunde,

vor allem Neulingen fällt es oft schwer, zu erkennen, wann ein Farbwechsel im Spielverlauf zwingend notwendig wird, wenn man dem in mh sitzenden Alleinspieler das Spiel umbiegen will.

Auch Fortgeschrittene und gute Spieler haben ab und an Probleme, dies rechtzeitig zu erkennen.

Ein Beispiel:

Der AS sitzt in mh und spielt bei passe passe kreuz, Ihr seid in vh mit folgender Karte:

krbu kr09 kada ka09 ka07 heda he09 pi10 pida pi09

Es ergibt sich folgender Spielverlauf
1. pi09 pias pi08 (nach zögern)
2. pibu (euer Partner zögert lange)krda krbu
3. :?:

mMn sollte nun dringend ein Farbwechsel erfolgen, um das Blatt aufzuklären. Denn im gesamten weiteren Spielverlauf werdet ihr wahrscheinlich nicht mehr die Möglichkeit haben, eurem Partner eine zehn freizumachen und ihm zu zeigen, was er weiter bringen kann. Bzw. das Blatt aufzuklären.

- Was würdet Ihr als 3. spielen?
- Wie seht Ihr das Thema "Farbwechsel"?
- Weitere Beispiele?

Ich war als Mitspieler schon sehr häufig in der Zwickmühle, daß der Alleinspieler irgendwann hinten saß, ich hatte die Trumpf und kam nicht mehr vom Spiel. Der Alleinspieler konnte sich allen Mist abwerfen und am Ende sogar eine Trumpf-Gabel aufbauen sowie meine Fehl-zehner rausschneiden, was einfach frustrierend ist.

Ein "Gut Blatt!"

Matthias
Zuletzt geändert von WMatti am 14. Mär 2009 16:36, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitragvon johndoe243 » 6. Mär 2009 17:16

Hi WMatti,

das Thema finde ich sehr gut und insbesondere, dass mal
darüber geschrieben wird.
Zu den Spiegelstriche:

- ich spiele als nächstes die ka07 und möchte meinem Mitspieler die ka10 hochspielen. Ich denke, dass AS in der frühen Phase des Spiels noch eher das AS mitnimmt, als ggf. das Ass im 4. Stich und womöglich dann das ganze Spiel nach Abstich zu riskieren.
- fehlende Farbwechsel sorgen definitiv für Unklarheit insbesondere im Finale, wenn es entweder darum geht Volle zu schmieren oder Volle anzubieten. Man steht dann oftmals vor einer 50/50-Entscheidung, ob man nun die eine oder andere Volle nimmt, was suboptimal ist.

Für ein Beispiel hab ich im Moment keine Zeit leider.

Grüße

johndoe243
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Beitragvon marvin » 7. Mär 2009 12:15

Das Thema finde ich gut, aber was soll dieses dauernde Zögern? Im ersten Stich interpretiere ich es so, dass HH noch den König hat, ihn aber aus irgendwelchen Gründen nicht zugeben will. Als einziger fällt mir ein, dass er auch die 7 noch hat und sich so auf den König einen Stich erhofft. Dann wäre das Abspiel der Pik-10 wenig zielführend. Das Zögern im zweiten Stich kann ich mir überhaupt nicht erklären.

Aber der erste Stich reicht ja zu der Erkenntnis, dass ich die Pik-10 nicht anspielen sollte, da ich als vermutlich trumpfschwächerer Spieler nicht sinnlos mein einziges Volles opfern will. Folglich kommt eine neue Farbe auf den Tisch, und hier sieht auf den ersten Blick Karo-7 am sinnvollsten aus.

Generell bin ich mir beim Thema Farbwechsel sehr unsicher. In den letzten Wochen waren meine Experimente damit häufiger falsch als richtig. Generelle Leitlinien fehlen mir noch, aber im vorliegenden Beispiel ist er für mich fast zwingend.
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Beitragvon Chevalier » 7. Mär 2009 13:30

Ein guter Spieler sagte "Wechsele die Farbe so bald wie möglich". Er meinte damit, dass man nur dann bei einer bereits gespielten Farbe bleiben soll, wenn man weiß, dass sie dem AS wirklich weh tut. In den anderen Fällen soll die Aufklärung des Blattes Vorrang haben = Zweite Farbe klären.

Wenn bereits zwei Farben geklärt sind, ändern sich die taktischen Prioritäten (man hat ja bereits indirekte Informationen über den Sitz der dritten Farbe).

Ich versuche, mich weitgehend an diesen Rat zu halten.

Die Frage sollte dann vielleicht eher lauten: In welchen Fällen sollte eine bereits geklärte (erste) Farbe erneut auf den Tisch gebracht werden?
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...

Beitragvon WMatti » 14. Mär 2009 16:03


Bei der Farbe zu bleiben erscheint mir sinnvoll


1) wenn ich sicher bin, im weiteren Spielverlauf wieder ans Spiel zu kommen (z.B. wenn ich noch hohe Trümpfe oder hohe Fehl-Stehkarten habe)

2) wenn mein Partner mir im Rückspiel bei keiner Farbe etwas kaputtmachen kann (...und ich mir ziemlich sicher bin, daß er nicht gezwungen ist, sich selber die Kartet kaputtzumachen, falls er ans Spiel kommt, z.B. wenn er sich selber zehner kaputtspielen muß wenn er drankommt)

3) wenn mein Partner (Annahme) kein Volles beiwerfen muß bzw. das im Gewinnsinne nichts ausmacht

4) wenn der Alleinspieler z.B. durch Überstichdrohung oder Trumpfschwächung ernsthaft unter Druck gerät

5) wenn mein Partner mir diese Farbe als seine lange Farbe gezeigt hat und ich möchte, daß er weiter damit kommt, damit ich mir bestimmte Karten abwerfen kann (z.B. wenn ich im weiteren Verlauf durch diese Abwürfe ein gegnerisches Volles abstechen kann, das wir zum Sieg brauchen)


Ein Farbwechsel erscheint mir sinnvoll

1) wenn ich im weiteren Spielverlauf ziemlich sicher nicht mehr ans Spiel komme, d.h. wenn mein Partner der trumpfstarke Spielgestalter ist und ich ihm die Karte aufklären muß (z.B. um ihm eine Zehn freizuschießen etc.)

2) wenn die Gefahr besteht, daß mein Partner mir z.B. zehner kaputtspielen kann

3) wenn mein Partner, falls ich noch einmal diese Farbe spiele, Volle beiwerfen muß und der Alleinspieler dadurch gewinnen würde

4) wenn der Alleinspieler oft genug "angeschossen" wurde und inzwischen Tempoprobleme hat

5) wenn die Gefahr besteht, daß der Alleinspieler billig seine Schrottkarten abwerfen kann, falls ich die Ausgangsfarbe weiterbringen würde (frei dem Motto "Hast Du as und 10 gesehn, sollst Du von der Farbe gehn" :wink:)

6) wenn ich mir aus taktischen Gründen das Einspiel herausnehmen und nicht mehr weiter ans Spiel kommen möchte


Ein "Gut Blatt!"

Matthias


PS.: Das Zögern sollte hier jetzt nicht DIE große Rolle spielen... Ab und zu aber schon. Beispiel wäre, wenn Dein Mitpspieler blitzschnell Trumpf Dame reinwirft und Dir somit zeigt, daß er Trumpf blank hat. Dann würdest Du mit Deinem Kreuzbuben z.B. noch einen Stich warten, damit Dein Partner dann im folgenden Trumpfstich schmieren kann. Die Zögerdiskussion steht in einem anderen Thread, das war jetzt hier eher als Randinfo dafür gedacht, daß ihr wisst, daß Euer Partner wahrscheinlich noch einige Trumpfstiche macht.
Zuletzt geändert von WMatti am 19. Jul 2009 17:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Farbwechsel-Argumente

Beitragvon todo » 14. Mär 2009 17:55

Meine Meinung zum Farbwechsel (der für 50% der Skatspieler unbekannt ist; ich nenne sie "Stechfarbenfanatiker"):
WMatti hat geschrieben:Ein Farbwechsel erscheint mir sinnvoll

1) wenn ich im weiteren Spielverlauf ziemlich sicher nicht mehr ans Spiel komme, d.h. wenn mein Partner der trumpfstarke Spielgestalter ist und ich ihm die Karte aufklären muß (z.B. um ihm eine Zehn freizuschießen etc.)

2) wenn die Gefahr besteht, daß mein Partner mir z.B. zehner kaputtspielen kann

3) wenn mein Partner, falls ich noch einmal diese Farbe spiele, Volle beiwerfen muß und der Alleinspieler dadurch gewinnen würde

4) wenn der Alleinspieler oft genug "angeschossen" wurde und inzwischen Tempoprobleme hat

5) wenn die Gefahr besteht, daß der Alleinspieler billig seine Schrottkarten abwerfen kann, falls ich die Ausgangsfarbe weiterbringen würde (frei dem Motto "Hast Du as und 10 gesehn, sollst Du von der Farbe gehn" :wink:)

6) wenn ich mir aus taktischen Gründen das Einspiel herausnehmen und nicht mehr weiter ans Spiel kommen möchte

Bei Deinem Beispiel führst Du nur 2 Trümpfe und hast nur 1 Volles. Als trumpfarmer Gegenspieler hoffst Du auf 4 Trümpfe beim Mitspieler. Das eine Volle (Pik10) wirst Du nicht anbieten, weil es dringend gebraucht wird für einen Sieg.

Dieser Grund fehlt in Deiner Aufstellung. Er sollte aber recht weit oben stehen.

Natürlich kann Pik10 auch durchgehen, aber bei Ass - Kö - Lu im Blatt des Alleinspielers wäre dies schlecht: der Pikkönig "steht".

Ich würde die Herzdame bringen. Karo7 gefällt mir gar nicht. Anzumerken ist auch noch, daß es unwahrscheinlich erscheint, ein ordentliches Alleinspiel überhaupt zu kippen! Welche Punkte kann der Anspielende hinzu werfen?? Werden die Punkte vom AS geholt??? Oder ist dessen Spiel superschwach?
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Re: Farbwechsel-Argumente

Beitragvon WMatti » 14. Mär 2009 18:32

todo hat geschrieben:Meine Meinung zum Farbwechsel (der für 50% der Skatspieler unbekannt ist; ich nenne sie "Stechfarbenfanatiker"


Hi todo, das Wort trifft es ziemlich gut *ggg

Das mit dem Anbieten der pik zehn habe ich nicht mit reingenommen, weil das glaube ich eher in die Kategorie (zynisch gemeint) "Wann schmeiße ich dem Alleinspieler sinnlos mein letztes Volles in den Rachen" gehört (jedenfalls wenn ich Dich jetzt richtig verstanden habe) :wink:

(wenn mein Partner pik blitzschnell abgeworfen hätte, spräche das mMn sehr stark für ein nachspielen der pik zehn, mit der Annahme, daß das pik blank bei meinem Partner war)

Ich möchte hier eher auf möglichst allgemeine Anhaltspunkte hinaus, in welchen Situationen ein Farbwechsel besonders gut/schlecht ist...

Ein "Gut Blatt!"

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