Der sezierte Grand

Tipps und Strategien, die den Einstieg erleichtern sollen
Grundbegriffe und Theorien für Anfänger.
Siehe: Begriffssammlung

Der sezierte Grand

Beitragvon todo » 4. Nov 2006 19:05

Die Geschichte einer Niederlage

Man kennt das ja: Die Skatspieler und das Pech. Eine unendliche Geschichte. Kaum verliert ein unerfahrener Spieler ein gutes Spiel, geht das Gejammere los. Entweder waren die bösen Gegenspieler schuld (man rannte ins offene Messer) oder die Glücksfee zeigte einem die kalte Schulter ... ('Warum hab immer ich so ein Pech????')

Diese Litanei hört man bei guten Skatern selten. Sie wissen meist, woran es lag. Hier klagte ein Hobbyspieler über den unglaublichen Verlust.

(MH) pibu hebu kras kr10 krda
pias piko he09 ka09 ka07

MH hielt fröhlich 20, fand einen Buben und freute sich. 'Dicker Grand!!'
kabu kr09

Im siebten Stich hatte der Hobbyspieler 60 -- und dabei blieb es auch. Verloren! 'Wie konnte das nur geschehen?' ... 'Hätte man Kreuz spielen müssen??'

Damit aus Gejammer etwas Konstruktives wird, "seziere" ich das Spiel und präsentiere die Fehlerkette. Von der Reizung über die Drückung zur Spielweise.
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Reizen/ drücken

Beitragvon todo » 4. Nov 2006 19:12

Die Reizung

==========================================
pibu hebu kras kr10 krda
pias piko he09 ka09 ka07
==========================================

Natürlich soll man mit diesem Spielansatz eine 18 bieten.
Vorhand paßt ja auch gleich.

Fragt Hinterhand nun "20?", so ist das Halten riskant. MH hat 5 Schwächen im Blatt. Er muß 2 gute Karten finden! Oftmals liegt aber nur eine Passende. Eine Herzlusche zB wäre fatal. Auch eine Karokarte (außer As) paßt nicht.

MH hatte hier Glück. Er fand zwei goldene Uhren: Karobube & Kreuz-9.

Die Drückung

==================================================
pibu hebu kabu kras kr10 krda
kr09 pias piko he09 ka09 ka07
==================================================

MH drückte die beiden Karokarten und taufte Grand. So kann man drücken. Besser ist es meiner Meinung nach, zwei andere Fehlkarten zu legen. Kandidaten sind

piko ka09 ka07 und he09

Man wird also immer 2 Fehlkarten behalten und darauf 2 Stiche abgeben sowie auf den Kreuzbuben. Ich würde Pikkönig und Herzlusche drücken und wie folgt rechnen (mein Gewinnplan):

pibu hebu kabu kras kr10
krda kr09 pias ka09 ka07
:arrow: -28 in Karo
:arrow: -15 auf Kreuzbube
= 43

Aber übersehe ich da nicht was? Wenn der Kreuzkönig zu dritt steht? Hier sind also noch weitere 15 Augen drin. Wahrscheinlich ist aber eine 1:2 (2:1)-Verteilung der fehlenden Kreuzkarten Kreuz-K, Kreuz-8, Kreuz-7.

Außerdem vernachlässigt mein Gewinnplan, daß das Karo schlecht verteilt sein kann. Aber wir gehen ja von Normalverteilung aus -- nicht von 5 Karo in Vorhand! Zudem paßte dieser. Der Gewinnplan ist immer etwas optimistisch, wer das Schlimmste erwartet, nimmt sich selbst viele Chancen.

(Fortsetzung folgt)
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Ursprünglicher Spielverlauf

Beitragvon todo » 7. Jul 2007 21:29

Der Spielverlauf

pibu hebu kabu kras kr10
krda kr09 pias piko he09 (MH)
Skat: ka09 ka07

Zunächst der Originalverlauf ohne Kommentierung.
Mittelhand drückte also die beiden Karokarten und taufte Grand. (Zur Erinnerung: VH paßte sofort, HH bot zwanzig.)

1.) kada he09 kaas
Mittelhand wirft also die störende Lusche ab und kommt in Hinterhand.
2.) ka08 ka10 pibu (+12) [incl. Skat]
3.) hebu krbu he10
Da die Gegner nun ein weiteres Volles anbieten, versticht der Grandspieler den letzten Buben:
4.) heas he07 kabu (+25)
Nun zieht der AS das lange Kreuz ab, denn "es kann ja nix mehr passieren" ...
5.) kras he08 kr07 (+36)
6.) kr10 heda kr08 (+49)
Nun, das lief nicht optimal, denkt er bei sich. Immerhin erhielt er ja die Herzdame. Da er noch das Pik-As führt, besteht an seinem Gewinn kein Zweifel, denkt er bei sich. 'Es wird schon reichen'
7.) pias pi07 pi08 (+60)
8.) ... ... Rest an Gegenspieler

------------
Nach dem völlig unerwarteten Verlust fühlt sich Mittelhand wie vor den Kopf geschlagen. Grand war doch so sicher! Hätte er doch das 100%ige Kreuz spielen sollen?

Nein. Eigentlich war das doch ein Grand, meint er. Welchen Fehler hat er nur gemacht? Eigentlich keinen, denkt er, er mußte doch immer stechen.

'Es saß halt blöd, da kann man nichts machen!!'
--------------

(Fortsetzung folgt)
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1. Stich (Abwurf)

Beitragvon todo » 7. Jul 2007 21:36

Vorwort zur Methode

Wer den Grand auf dem Wohnzimmertisch nachgelegt und nachgespielt hat, wird an einigen Stellen gestockt haben. Denn anders als der Alleinspieler schauen wir nicht durch die rosarote Brille. Im Spielvortrag sind etliche "Bolzen" versteckt.

Natürlich kann der Einsteiger einwenden, bei 32 offenen Karten und viel Zeit zum Analysieren ließe es sich leicht reden über "angebliche Fehler" ...!

Gehen wir also stets aus Alleinspieler-Sicht heran und stützen uns auf bereits bekannte Fakten. (Gesten, Mimik und Sprüche der Mitspieler werten wir hier nicht.) Entwirren wir also die Fehlerkette wie ein verknotetes Seil:

Stich 1 und 2

1. Stich: kada ...

Der Gegner in VH kommt also mit Karodame auf. Drei Augen. Die kann man stechen, aber macht das wirklich Sinn mit diesem Blatt:

(MH) pibu hebu kabu kras kr10 krda kr09 pias piko he09

Notation: Pik-, Herz, Karo-Bube
Kreuz-As, Kreuz-10, Kreuzdame, Kreuz-9
Pik-As, Pik-König
Herz-9

1.) kada he09 kaas (-14)
Der Abwurf der Herz-9 kostet höchstens 14 Augen, weil in die Dame ja nur As oder 10 hinein fallen können. Zu den max. möglichen Augen spart man also 7. Wichtiger ist jedoch, daß man nun in die komfortable Hinterhand-Position kommt und im zweiten Stich zwei Karten vor sich sieht.

Außerdem gibt es da noch jene Unbedarften, die die dritte Farbe nachspielen, nachdem sie gesehen haben, daß der Alleinspieler weder Karo noch Herz führt und also Pik haben muß. Wenn also gedankenlose Skatspieler am Tisch sitzen, wäre es u.U. möglich, daß Mittelhand zwei Pikkarten vorgelegt werden und er seelenruhig mit dem König schneiden kann. (Dies aber nur am Rande, grundsätzlich ist von sauberem Gegenspiel auszugehen!)
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Beitragvon todo » 7. Jul 2007 21:42

2.) ka08 ka10 ...

Die Gegenspieler legen dem AS 10 Punkte vor. Der gierige Einzelspieler stach hier. Offenbar war er der Meinung, daß 10 Punkte viel zu viel seien.

Weshalb eigentlich? :roll:
14 plus 14 ergibt 28. Mittelhand hätte seine 2 Fehlkarten abgegeben und könnte gelassen abwarten, wie die Gegner reagieren, wenn er 2. Pikkönig (!) legt. Folgendes Blatt hätte er dann noch:

==============================
pibu hebu kabu kras
kr10 krda kr09 pias
==============================

Gemäß Gewinnplan gibt MH nur noch einen Stich ab -- 15 Augen an den Kreuzbuben. 28 + 15 = 43.

Natürlich könnte man einwenden, daß die gegnerische Vorhand ja auch die Pikzehn spielen könne, worauf dann Hinterhand das Pik-As wegstechen könne. Ein solches Szenarium ist zwar theoretisch möglich, aber in der Praxis unwahrscheinlich. Vorhand müßte zu den 2 (3?) Karos fünfmal Pik führen und 3 (2??) Kreuzkarten. Dann wäre VH wohl mit der langen Farbe aufgekommen. Ergänzend ergäbe sich, daß die Herzflöte (6 Herz!) in HH säße, ergänzt um den Kreuzbuben und ein besetztes Karo-As. Dies würde so aussehen:

//hypothetisch// HH: krbu heas he10 heko heda
he08 he07 kaas ka08 xyz (**)

Mit dieser Handkarte hätte HH nicht bei 20 aufgehört. Dies wäre ein wunderschönes Herz-Hand.
(**) = Die unbekannte 10. Karte "xyz" wäre entweder Karo ODER Kreuz.

Aber selbst wenn HH in einem dritten Stich tatsächlich 21 Augen stechen könnte -- die Gegner also auf 51 Augen kämen (28+23) --, wäre der Grand noch nicht verloren. Die Gegenpartei bräuchte also den siegbringenden 4. Stich: Die 3 Rest-Kreuz müßten bei VH sitzen. HH hätte also ein Zwei-Farben-Blatt:

//hypothetisch// HH: krbu heas he10 heko heda
he08 he07 kaas kako ka08

Obzwar nicht theoretisch ausgeschlossen, dürfen wir einen solchen Kartensitz getrost ins Reich der Fantasie weisen. In der Praxis käme das alle 10 Jahre einmal vor; zudem hätte VH einen Null reizen können.

Aber zurück zur Analyse:
2.) ka08 ka10 pibu (?) (+12)

Der Alleinspieler konnte dem Köder nicht widerstehen. Er schluckte ihn wie ein einfältiger Friedfisch, der die Angelschnur nicht bemerkt.

-- Daß der AS mit dem Pikbuben sticht, ist übrigens belanglos. Er glaubt, tricksen zu können. Auf den folgenden, fest eingeplanten Bubenzug soll eine Schmierung verhindert werden. Der Trick bleibt aber ebenso erhalten, wenn der AS ganz normal den untersten Buben legt und sodann den Pikbuben anspielt. --

(wird fortgesetzt)
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dritter Stich

Beitragvon todo » 9. Jul 2007 00:03

Stich 3

2. Pikbube war also Fehler Nummer 1. Der AS hält noch:

=================================
hebu kabu kras kr10
krda kr09 pias piko
=================================

3. Stich: hebu ? ... :?:

Ist es gesetzlich vorgeschrieben, einen Buben zu ziehen??

Natürlich ist es unschädlich, Trumpf zu spielen, wenn der Kreuzkönig nicht zu dritt sitzt. Der Normalfall ist hier 1:2 (2:1), wenn man selbst 4 Karten einer Farbe hält. Dann fällt der Fehler nicht weiter auf, weil die Karten ihn nicht bestrafen.

3. Herzbube ist also Fehler Nr. 2 -- was aber wäre besser gewesen?

Testen wir doch Kreuz. Läuft das As, dann kannst Du Trumpf ziehen, weil Du alle Kreuzstiche bekommst. Läuft das As nicht, ist der Kreuzbube aus dem Spiel und Du gibst nur noch 2 Stiche ab: Pik-K und Kreuzlusche (an den Kreuz-König).

    * Kreuz-As gestochen = -13
    * Pikkönig abgeworfen = -15
    * Kreuzlusche = -14
Zusammen mit Stich 1 (-14) ergibt dies 56 Augen.
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Abwurfchancen

Beitragvon todo » 9. Jul 2007 00:16

Überlegungen zu gegnerischen Punkteangeboten

Natürlich kannst Du wiederum Widerspruch anmelden: 'Wo kommen denn die 15 Augen her, wenn Pikkönig abgeworfen wird?'

Selbstredend wäre es möglich, daß die GS nicht nur 11 Augen (Herz-As zum Beispiel) vorlegen, sondern bspw. Herzkönig und Herz-10. Diese 14 Augen wären natürlich zu stechen, ansonsten könnten die GS auf 60 kommen.

Nach einem Einstich auf Kreuz wäre also dieser Verlauf angesagt:
3.) kras krbu kr07 (-27)
4.) heko he10 kabu
5.) kr10 ... ...
6.) kr09 (!)

Sobald nun Herz-As geschmiert wird (= -42), gäbe es noch 1 Volles im Spiel und drei Bilder: Karokönig, Herzdame und Pikdame. Die Gegner könnten nur noch gewinnen, wenn sie Karokönig und Pik10 bekämen. Auf das Vorspiel einer Dame könnte der Grandspieler abwerfen.

Das Steigen auf den König wäre übrigens ungewöhnlich -- dies kommt nur bei sehr guten Spielern vor. Im allgemeinen ist davon auszugehen, daß die Gegner meinen, eine volle Zählkarte genüge als Angebot.

Und legt man Dir Herzdame und Herz-10 vor, so kann der Pikkönig abgeworfen werden (=17 Pkt.): 14 + 13 + 17 + Kreuzstich = 44 + Kreuzstich :arrow: max. 15 plus 44 = 59.

---------------------------
Sollten die Gegner das Kreuz-Ass nicht stechen, so wird Kreuz-10 nachgespielt.

Ergänzend ist zu sagen, daß der Kreuzbube natürlich auch hinten sitzen kann. Eine 20iger Reizung bedingt natürlich nicht, daß man einen Buben besitzt:

3.) kras kr07 krbu (-27)
Nun wäre 4. Herzkönig ein unangenehmes Ausspiel. MH könnte den nicht laufen lassen (was legt HH drauf? das Ass??). Der Pikabsatz würde also erst möglich werden, wenn MH sein Kreuz herunterspielt:
5.) kr10 ...
6.) kr09 (!) ...

Nun ergeben sich wieder Abwurfchancen. 3 Volle verbleiben bei der Gegenpartei:
heas pi10 he10

Würde Pikzehn gewimmelt, wäre MH natürlich aller Sorgen ledig. Je nach Schmierung (Herz-As/-10) könnte man auf die Reizung zurückgreifen und überlegen, wo nun das letzte verbliebene Herzvolle stehen könnte. Die praktischen Chancen sind jedenfalls recht gut.

Sollte Pik angespielt werden, wird natürlich der König gelegt.
(ff.)
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4. Stich

Beitragvon todo » 9. Jul 2007 00:28

Stich 4

Der dritte Stich war:
hebu ? krbu he10 (-28 )

Es folgte
4.) heas he07 kabu (+25)

Hätte der Einzelspieler hier Kreuz abwerfen können?

a) Zunächst spricht die bisherige Spielweise dagegen. Der Alleinspieler hat seinen Grand doch darauf aufgebaut, daß er keinen Kreuzstich abgibt. Auf die kleinen Kreuzkarten Neun und Dame will er also Stiche machen, in die die Gegner Punkte geben müssen.

b) Nach einem Kreuzabwurf werden wahrscheinlich abermals Augen vorgespielt, auf die er abwerfen muß. Das Herz-As bringt die GP schon auf 39. Nach einem zweiten Kreuzabwurf droht zudem ein Einschub:

beispielsweise
4. heas he07 kr09 ? (-39)
5. heko kako (!) krda ?? (-50)
6. kr07 kr08 ... Dieses elegante Einspiel in Kreuz würde den Alleinspieler zwingen, selbst Pik vorspielen zu müssen. Er gäbe den Pikkönig an die Zehn ab und hätte verloren.

Der Grandspieler hätte also sein Spiel selbst "umgemacht", weil er Standkarten wegwirft.

c) Wenn mangels Kreuz beim Zwanzig-Reizer kein Kreuz-Einschub kommen kann, bieten die GS weiter Bilder an. Etwa so:
6. heda krko ! ... oder
6. heda pida (!)
Nun kann der störende Pikkönig nicht mehr abgeworfen werden, denn das ergäbe 61 bzw. 60 Augen.

Bleibt also im vierten Stich der Abwurf des Pikkönigs.

Der Pikabwurf ist logischer als die Kreuzabwürfe. In Pik gibt man ja sowieso 14 oder 17 Augen ab, da kann man den König auch gleich absetzen. Das Problem ist aber, daß dann der Kreuzkönig nicht zu dritt sitzen darf. Sonst gibt der As die letzten beiden Stiche ab.

Wunschdenken wäre folgendes Abspiel:
4. heas he07 piko ??! (-43)
5. pi07 ?? pi08 pias
6. kr09 pi10 krko (-57)

Da der Alleinspieler nur noch über einen Trumpf verfügt, darf man ihn natürlich nicht billig einspielen, sondern muß ihm zum Stechen zwingen. Noch dazu, wenn man kein Kreuz führen sollte und die Pik-10 in einen Kreuzstich wimmeln möchte!

:arrow: 5. heko kako kr09 (-51)
6. heda pida (!) krda (-60)

Der Alleinspieler ist also gezwungen, daß vorletzte gegnerische Volle zu stechen und darauf zu hoffen, daß Kreuz für ihn gut verteilt ist. Kreuzkönig darf möglichst nicht zu dritt stehen.

(wird fortgesetzt)
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Der 5. bis 7. Stich

Beitragvon todo » 9. Jul 2007 15:24

Stiche 5 bis 7

MH hat nun keinen Buben mehr. Der Grandspieler leiert sein Kreuz herunter und das Unglück geschieht! Die Gegner erhalten einen Kreuzstich -- 'so ein Mist'.

Aber ist damit das Spiel verloren??

Nach Kreuz-As und Kreuz-10 kann man doch die Kreuzlusche ziehen. Eventuell kriegt man ja doch noch ein paar Augen auf das Pik-Ass?!?! Dies ist die letzte Chance.

In Stich 7 die Kreuz-9, dann abwarten. Kommt Herz oder Karo, wirfst Du den Pikkönig weg. Das Kreuzbild behälst Du noch.

5.) kras he08 :shock: kr07 (+36)
6.) kr10 heda (?) kr08 (+49)
7.) kr09 ! ... Der Grandspieler sucht also den Schnitt auf die Pikzehn. Auch das Vorspiel einer Pikdame würde ihm bereits zum Sieg reichen.

Daß 7. Kreuz-9 die Chancen auf den Spielgewinn erhält und meilenweit besser ist als 7. Pik-Ass ???, ist leicht zu sehen. Denn der Alleinspieler braucht neben dem Ass unbedingt ein Bild. Es sind aber drei (!) Pikluschen draußen:

AS = pias piko
Gegner = pi07 pi08 pi09 pi10 pida

Nur 1 unter vielen Verteilungsmöglichkeiten brächte den Sieg des AS:
[*] pi10 pida // pi09 pi08 pi07
Diese Varianten (Pik steht 4:1) sind ausgeschlossen, weil dann ein GS 11 Karten hätte.
[*] pi10 // pida pi09 pi08 pi07
[*] pida // pi10 pi09 pi08 pi07
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zum Endspiel

Beitragvon todo » 9. Jul 2007 15:34

Das Endspiel

==============================
krda kr09 pias piko (Restkarten AS)
==============================

Daß man auf 7. Pik-As zwei Luschen ernten wird, sollte eigentlich jedem klar sein! (Auch ohne Kenntnis der unten dargestellten Kartenverteilung.) Bisher wurde nicht eine Pikkarte weggeworfen, Herz + Karo sind dagegen fast 'raus. Da die Gegner ihre tiefsten Karten bedienen werden, kommen zu den 49 Augen eben nur 11.

    VH: krda kr09 pias piko (All.sp.)

    MH: pi10 pi09 pi07 heko

    HH: krko pida pi08 kako

Die Gegner haben 28 Augen, brauchen also noch 32. Da inklusive Pik-As nur noch 43 Augen draußen sind, müßten die Gegenspieler neben Pik-10 sämtliche Bilder einsammeln:
heko + krko + kako + piko + krda + pida (=22)

Folglich gewinnt der Grandspieler immer, wenn er mit Kreuzlusche vom Stich geht (Rückspielkarte). Er braucht ja nur 1 Bild.

7.) kr09 ..., ...

(A)
7. kr09 pi07 krko (-32)
8. pi08 pias (!) pi09 (+60)
9. krda heko pida (+70)

(B)
7. kr09 pi07 krko (-32)
8. kako piko (!) pi10 (-50)
9. pi08 pias pi09
10. krda heko pida (+70)

(C)
7. kr09 heko krko (-36)
8. kako piko pi10 (-54)
9. pi08 pias pi07
10. krda pi09 pida (+66)
------------------------------------------------------
Natürlich sollte der Alleinspieler in Variante B die folgenden zwei Böcke vermeiden:
7. kr09 pi07 krko
8. kako krda ??? pi09 ?!
9. pi08 piko ??? pi10
10. heko pida pias † (-71)

Hier hätte er sich "betrügen" lassen, weil er nicht mitzählt.

-------------
Zuletzt geändert von todo am 10. Jul 2007 13:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Finale aus Gegenspieler-Sicht

Beitragvon todo » 10. Jul 2007 13:39

6. Stich (Gegenspiel)

Im fünften und sechsten Stich warf der Gegenspieler auf Kreuz-Ass und Kreuz-10 zweimal Herz weg. Er hatte zu diesem Zeitpunkt:
pi10 pi09 pi07 heko heda he08 (GS 2)

5. kras :arrow: he08 kr07
6. kr10 :arrow: heda (?) kr08

Der Abwurf der Herzdame war ein Fehler. Dem Alleinspieler werden 3 Augen geschenkt. Natürlich sollte man eine Piklusche abwerfen. Danach entstünde folgendes Endspiel:

-------------------------------------------------------
VH: krda kr09 pias piko (Grand)

MH: pi10 pi09 heko heda

HH: krko pida pi08 kako
-------------------------------------------------------

Bei sauberem Vortrag gewinnt der Grandspieler (hier in VH) auch hier problemlos. Es gibt aber eine Klippe zu umschiffen:

7. kr09 pi09 ?! krko
8. pi08 (!) piko ??? pi10
9. heko ...
10. heda ... :D

Der Herzreizer hätte hier geblufft und sich die Zehn blank geworfen. Natürlich muß hier vom AS das Pik-Ass genommen werden, weil ja hinten Augen fallen müssen (3 Pikluschen sind weg) und weil Kreuzdame ja zur Standkarte geworden ist. Diese 3 Augen sichern den Sieg, denn 49 liegen ja bereits. (Daß hinten die 10 hineinfällt, kann er ja nicht wissen.)

8. pi08 pias ... (60 + x)
9. krda ... (63 + x)
---------------------------------------
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andere mögl. Endspielstellungen

Beitragvon todo » 10. Jul 2007 13:59

Nachbemerkung zum Endspiel

Zum vorgeschlagenen Rettungsanker 7. Kreuz-9 muß man natürlich folgendes anfügen. Das Rückspiel in Kreuz bietet keine Garantie für einen Sieg, wenn im 6. Stich statt Herzbild eine Piklusche abgesetzt würde. (Der AS käme dann vorerst auf 46, nicht 49 wie im Originalverlauf.)
==================
krda kr09 pias piko (Restkarten AS)
==================

Daß man auf 7. Pik-As zwei Luschen ernten wird, sollte eigentlich jedem klar sein!

Folgende Stellungen lassen dem Alleinspieler keine Chance im Endspiel (7. kr09):

(1)
(VH) krda kr09 pias piko
(MH) heda pi10 pida pi08
(HH) krko pi09 heko kako

(2)
(VH) krda kr09 pias piko
(MH) pi10 pida pi09 pi08
(HH) krko heko heda kako
:arrow: Der Gegenspieler hätte hier aber Pik gereizt! (6 Tr. in Pik) Trotzdem kann man nicht ausschließen, daß er statt 22 nur 20 bot. *

(3)
(VH) krda kr09 pias piko
(MH) kako heko pi08 pida
(HH) krko heda pi10 pi09

Der in Kreuz eingespielte Gegenspieler müßte nur die Herz-Übergabe finden. Bei einfach bestellter Pikzehn ein logischer Versuch:
(3a) 7. kr09 pida krko
8. heda (!) piko heko
9. kako pi10 krda (-63) †

Auch die schwächere Beigabe der Piklusche in Variante (3) würde noch zum Sieg führen. Auf die Standkarten Karokönig und Herzkönig kommen genug Punkte zusammen:
(3b) 7. kr09 pi08 (?) krko
8. heda (!) piko heko
9. kako pi10 krda (-60) †

* = In Variante (2) bekäme der Grandspieler bei 7. Pik-Ass (anstelle Kreuz-9) immer ein Bild von HH. Aber Pik-Ass, Piklusche und Herzdame ergeben auch nur 60.
----------------------------------------
(Forts. folgt)
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Beitragvon todo » 12. Jul 2007 23:28

Einschätzung

Für den Alleinspieler fällt das Fazit vernichtend aus: Er hat bei dieser Verteilung ein unverlierbares Spiel verbockt.

Es waren insgesamt vier Fehler in Folge (!) nötig, um den Grand zu verlieren. MH spielte gedankenlos. Die Karten wurden abgezogen, aber die Gehirnzellen waren nicht aktiv.

Umso größer dann der Katzenjammer nach dem Spiel.

Die schlechtere der beiden Drückweisen (2 Karoluschen) begünstigte den Verlust und machte dem Alleinspieler das Leben schwer.

Die Verteilung im Überblick:
VH: krko kr08 kr07 he10 he07
pida pi08 ka10 kako kada (GS)


.
MH: pibu hebu kabu kras kr10
krda kr09 pias piko he09


.
HH: krbu pi10 pi09 pi07 heas
heko heda he08 kaas ka08 (GS)


gedrückter Skat: ka09 ka07
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Nachwort :-)

Beitragvon todo » 12. Jul 2007 23:34

Epilog

Für den geneigten Leser noch die Geschichte "hinter der Geschichte":

Der Grand wurde in einem Mannschaftswettbewerb gespielt.

MH hatte zu diesem Zeitpunkt ca. 900 Punkte, der Zweitbeste am Tisch 400. Nachdem MH den Grand verlor, bekam er nur noch 1 Spiel auf die Hand, das er ebenfalls verlor.

Schließlich wurde MH Tischletzter, obwohl er ebensoviel Spielpunkte wie der Zweite am Tisch erreicht hatte. Der andere hatte mehr Spiele gewonnen, deshalb erreichte Mittelhands Mannschaft an diesem Tisch nur 2 von 6 möglichen Tischpunkten.

Natürlich kam anschließend die Frage nach dem Warum auf. Außerdem war der Grandspieler auch noch Mannschaftsführer und mußte sich der Kritik der Mannschaftskameraden stellen ...

-todo
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Beitragvon Ekel Alfred » 13. Jul 2007 00:29

Der schlimmste Fehler ist den hebu zu ziehen , statt kras .Stellt sich heraus Kreuz sitzt 2:1 kann man immer noch den Buben spielen, aber der "Kontrollzug" muß sein. Nachdem er dann bei 49 Augen angekommen ist und noch kein einziger Pik auf dem Tisch war muß er natürlich den "Notausgang" wählen und mit kr09 vom Stich gehen. Wird vor dem 10.Stich einmal Pik gespielt muß er sofort mit dem pias mitnehmen und krda spielen.
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Beitragvon First » 13. Jul 2007 08:29

jepp schliesse mich alfred an, bei diesen grands ohne den alten kann es tödlich sein, den bauern zu ziehen.

dieser geht ja in den meisten fällen sowieso mit schmierung weg, da kann sich auch selbst das as abstechen lassen und zurückstechen, kommt im endeffekt auf das selbe raus.


sonst eine wunderbare analyse


danke todo für die mühe
Gut Blatt
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Beitragvon Chevalier » 14. Jul 2007 06:28

Ja Todo, den hast Du sauber auseinander genommen. Schöne Studie!
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Beitragvon Skatfuchs » 14. Jul 2007 13:37

Hallo todo,

schließe mich first und chevi an: Tolle Leistung und Analyse!
Sollte man irgenwie kennzeichnen und sichtbar machen, damit das bei den allgemeinen Spielen für Anfänger nicht spurlos verschwindet!
Ein Gut Blatt

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Beitragvon Peterle » 16. Jul 2007 10:58

Ich hab die Analyse ins Inhaltsverzeichnis aufgenommen und hevorgehoben.

@todo:
Danke für die tolle Analyse!
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